Abbey Lincoln – Abbey Sings Abbey

Zwischen Baumwollfeldern und Wolkenkratzern -Abbey Lincolns wundersam geerdeter Urban-Jazz.

Eine Rampenkönigin war Abbey Lincoln ja noch nie. Eher gehörte sie zu den Verführungskünstlerinnen aus der zweiten Reihe, die sich nicht an Stimm-Akrobatik oder stilistischen Häutungen verheben wollte. Lincoln ist sich da mit ihrer auf den wohldosierten Ausdruck konzentrierten Stimme treu geblieben. Wenngleich sie auch im hohen Alter von 76 Jahren nicht ihr Vorbild Billie Holiday verleugnet, was den politischen Impetus wie auch die rootsbezogene Orientierung des Jazz angeht. Und die bekommt Abbey Lincoln in ihren Songs so zu fassen, wie es aktuell nur noch Cassandra Wilson schafft. Mit ihrer charismatischen, brüchigen Stimme, mit Edel-Sidemen wie Gitarrist Larry Campbell (Bob Dylan, Elvis Costello) sowie mit elf Eigenkompositionen kann Lincoln einen somit in die weite Welt des Mississippi- und Louisiana-Blues verzaubern. Sie lässt Nachtfalter-Balladen wie „Bird Alone“ mit eingebauter Gänsehaut-Garantie frei und fliegen. Und zu den Akkordeon-Klängen von Gil Goldstein gerät „Down Here Below“ zu einem der schönsten Kammermusik-Jazz-Songs der lezten Jahrzehnte. Dass sich Abbey Lincoln aber nicht nur mit den intimen Seiten des Lebens auskennt, sondern durchaus eine coole Lebefrau sein kann, zeigt sie in der locker-flockigen Mardi-Grass-Nummer „The Music Is The Magic“-deren Titel eigentlich auch über diesem Album stehen müsste. >» www.vervemusicgroup.com