Die Seltsamkeiten des Lebens :: The Mendoza Line – Full Of Light And Full Of Fire ( RoughTrade )

Americana-Folk-Pop-Songs vom New Yorker Duo Shannon McArdle und Timothy Bracey, die leider erst spät das Good Old Cermany erreichen.

Hätten wir noch ein paar Monate gewartet, es wäre ein schöner Geburtstag geworden. Ein lustiges Gedankenspiel, ein Album erst genau zwei Jahre nach dem ersten Release in einem anderen Musikmarkt zu entlassen. Aber so weit hat man es letztendlich nicht kommen lassen, das neue alte FULL OF LIGHT and FULL OF FIRE gibt es mit Verspätung jetzt erst bei uns, die Nordamerikaner wurden schon im November 2005 damit beschert. Großbritannien war dann als Nächstes dran, so dass die deutschen Fans von The Mendoza Line die Platte längst als Import im Schrank haben werden. Ein konspirativer Schleier der Verschwiegenheit liegt seitdem auf dieser Band, die letzte News auf der Homepage von The Mendoza Line ist auf Oktober letzten Jahres datiert (und für die MySpace-Fanatiker: Nein, die Seite ist zwar aktualisiert, es gibt aber nichts Neues darauf zu lesen). Das sechste Album der Band aus New York City, die hauptsächlich aus Shannon McArdle und Timothy Bracey besteht, ist rein produktionstechnisch nicht mehr ganz frisch, aber die Songs haben an Brisanz und Aktualität nichts eingebüßt. Allen voran der Protestsong „Pipe Stories“, der von einem wahnhaften Entscheidungsträger handelt, der erklärt „fiction is fact“ und sein Land in Krieg und Chaos stürzt. Man muss kein Hellseher sein, um die Kritik an der Regierung Bush herauszuhören. McArdle und Bracey wechseln von Song zu Song zwischen Solo und Duett, Letzteres in Perfektion bei „Catch A Collapsing Star“, eine offensichtliche Reminiszenz an Bob Dylan, was Timothy Bracey mit seinem nasalen Gesang auch klanglich gut gelingt, FULL OF LIGHT and FULL OF FIRE ist vor allem eine Auseinandersetzung mit den Ärgernissen, Missständen und Seltsamkeiten des Lebens, die dann in tolle Klangbilder gepackt werden, was die Tragik, wie beispielsweise den Selbstmord einer jungen Mutter mit ihrem Kind im Ozean („Water Surrounds“), gar nicht mehr richtig gewahr werden Jässt, so ruhig und gleichmäßig wogt die Melodie von Gitarre und Schlagzeug, so sanft singt McArdle. Die New Yorker sind eindeutig dann am besten, wenn sie strikt den Pfad zwischen traditionellem Country-Folk und modernen Popeinflüssen beschreiten. Weichen sie vom Weg ab, klingt es einfach zu aufgepumpt poppig oder nach Mundharmonika-Wüsten-Prärie-Seligkeit, bei der einem die Füße einschlafen. >» www.mendozaline.com