Impulse! Das Label, dasColtrane erschuf

Wozu die Rezension eines Buchs über ein Jazzlabel im ME? Weil Impulse! kein Label wie andere war und weil der Blick auf seine Blütezeit an eine Ära erinnert, als ein breites Publikum bereit war, sich mit“schwieriger“ Musik auseinander zu setzen, wenn sie denn nur mutig und innovativ war. Mit ausgefeilten musikalischen Konzepten und der seinerzeit einzigartigen Aufmachung in stilvollen Klappcovern mit charakteristisch schwarz-orangenem Rücken machte die Jazzabteilung des Medienkonzerns ABC in den 60er Jahren Furore. Das vielleicht Erstaunlichste an Impulse! aber war, dass sich gerade die avantgardistischsten Platten oft als die kommerziell erfolgreichsten erwiesen: Mit den Produzenten Creed Taylor und Bob Thiele und vor allem inspiriert und ermutigt von seinem Star john Coltrane erreichte das Impulse-Label selbst mit dem „New Thing“,dem freien, oft politisch motivierten Jazz von Musikern wie Archie Shepp, Albert Ayler und Pharoah Sander sein Publikum weit über die Jazzzirkel hinaus und tief in die rockbegeisterte weiße College-Jugend hinein. Ashley Kahn, der sich mit Büchern über Miles Davis und John Coltrane viele Freunde gemacht hat, erzählt ungeheuer kenntnisreich und engagiert. Allerdings verliert sein Buch genau da an Drive und Spannung, wo nach John Coltranes Tod und Bob Thieles Abgang Ende der6oer Jahre auch das Label seinen inneren Focus einbüßte. Lesenswert ist es dennoch, vor allem für Leute, die sich mit Coltrane und seiner Zeit schon leidlich beschäftigt haben – als Einstiegsdroge empfiehlt sich eher das CD-Album THE HOUSE THAT TRANE BUILT – THE STORY OF IMPULSE (vgl. ME 9/2006).

www.impulserecords.com