Paul McCartney – Memory Almost Full

Dieses Album hat eine etwas eigenartige Vorgeschichte. Bereits vor den Arbeiten zu seinem letzten Studioalbum, dem mit Radiohead-Producer NigelGodrich eingespielten CHAOS AND CREATION IN THE BACKYARD, hatte Paul McCartney mit seiner Band und dem Produzenten David Kahne in den Abbey-Road-Studios mit den Aufnahmen dazu begonnen, erst 2006 nahm er sich die Songs wieder vor und überarbeitete sie größtenteils noch mal. Außerdem ist es Maccas erstes Popwerk, das nicht bei seinem langjährigen Vertragspartner EMI erscheint-in den USA kommt es gar über die Filialen der Kaffeehauskette Starbucks auf den Markt. Wie ein Fall von Resteverwertung klingt Memory Almost Full aber nicht: Denn natürlich schüttelt der Mann auch mit bald 65 die flockigen Melodien und munteren Rhythmen noch immer aus dem Ärmel. Alle Songs sind straff und clever arrangiert.fast jeder hättees auch auf ein Beatles-Album (so in etwa der Abbey Road-Phase) schaffen können – aber halt nur als Füller (die es sehr wohl auch bei den Fab Four stets gab). Das flott vorwärtsdrängende „Ever Present Past“ hätte genauso wunderbar ins Wings-Repertoire gepasst wie „See Your Sunshine“ mit seinen sachten Glam-Anflügen. Das ist alles gänzlich unpeinlich, aber in seiner nostalgischen und wahrlich Kaffeehaus-tauglichen Lieblichkeit auch ziemlich unerheblich: Was man vergeblich sucht, sind wirklich zwingende Hooklines, solche, die nicht nur nett durch die Gehörgänge schlüpfen, sondern dort auch über den Tag hinaus hängen bleiben, und auch wirklich überraschende Arrangementideen: Paul mit Ukulele, Paul mit Streichern, Paul im Chor mit sich selbst, Paul im Vaudeville-Sound („Mr Bellamy“) – das hatten wir alles schon öfter.

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