Frog Eyes – Tears Of The Valedictorian

Schwindelgefühle! Die schiere Geschwindigkeit, mit der Frog Eyes durch einige ihrer Songs jagen, kann zunächst zu halluzinatorischen Eindrückenführen. Bis hin zur leichten Übelkeit. Und wenn Frog Eyes „Reform The Countryside‘ ausrufen, kann zusätzlich das Gefühl auftreten, statt eines eingespielten Quintetts einer Parade aus vier Ein-Mann-Orchestern zu lauschen, die von einem schwer überdrehten Sänger mehr an der Nase herum-als angeführt werden. Momente des Innehaltens hingegen bedeuten meistens schon das Ende eines Songs. Oder den Beginn einer Pop-Odyssee namens „Caravan Breakers, They Prey On The Weak And The Old“. Dass sich aus dieser ständigen Kakophonie aus Glam-Rock, Vaudeville, Kirmes-Pop, Speed Metal, Drone- und Noise-Rock, hämmerndem Piano, übe reinandergeschichteten verzerrten Gitarren und Casey Mercers Gesang, der zwischen David Bowie, Captain Beefheart und Bobby Conn großes Welttheater heraufbeschwört, immer wieder feinste Indie-Pop-Melodien herausschälen, ist das Erstaunliche und Wunderbare an Tears Of The Valedictorian, dem vierten Album der Band aus dem kanadischen Victoria. Am beeindruckendsten ist sicherlich „Bushels“, das sich in über neun Minuten vom euphorischen Arcade-Fire-Piano-Walzer im 6/8-Takt zum episch-dräuenden Avantgarde-Rock aufschwingt, um Mercer schließlich allein als verschreckt aufheulenden Irrenhausinsassen zurückzulassen, der nur noch versuchen kann, sich seiner selbst zu vergewissern. „I was a singer“, stellt er dabei mantraartigfest. Und wir, dass wir diesem großen Pop-Schwindel voll und ganz erlegen sind.

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