Wir sind Helden – Soundso
Du, Papa, der Jochen hat (in so ziemlich jedem Interview zur Auflösung von Blumfeld) gesagt, er kämpft nicht, er ist einfach nurda. Denn wer tatsächlich eine Revolution machen möchte, der solle das bitte erst einmal zu Ende denken. Das hat der Jochen gemacht- und lässt es deshalb bleiben. Was das mit Wir sind Helden zu hat? Nun, die kämpfen weiter! Gewissermaßen. Doch selbstverständlich tun sie dabei niemandem weh. Zudem haben sie immer einen nassen Waschlappen zur Hand und einen Trostteddy.
„Ich muss nicht beißen. Zwischen meinen Zahnen trageich die zappelnde Beute“, entgegnetejudith
Holofernes bereits in „Wütend genug“ auf dem zweiten Helden-AlbumvoN hieran BUNDJenen, die ihr vorwarfen, dass ihre Kritik an Kapitalismus und Gesellschaft nichts anderes ist als ein Produkt mehr. Nein, Wir sind Helden sind tatsächlich keine Kämpfer. Sie sind Weltverbesserer in Babyschritten, und sie sind Gewissenstriegler. Und das ist, auch wenn diese Band ganz genau weiß, was sie da tut, und bisweilen didaktische bis pädagogische Ansätze damit verfolgt, wohl eher eine Frage des Charakters als der Strategie. Die sind so. Konstruktiv. Nachsichtig. Und sie wollen gemocht werden. Bescheiden darf man Wirsind Helden dabei, dass sie auf dem durch manche Absturzstelle nicht eben breitergewordenen Grad für musikalische moralische Anstoßgeber bislang schon ein paar beachtenswerte Kunststückchen gezeigt haben. Und der Gedanke, dass sich junge Menschen nun mit der schrillen Single „Endlich ein Grund zur Panik“ Innenministerappelle und andere Blockwartanwandlungen aus dem Oberstübchen zappeln, anlässlich der „Sendung mit der Maus“-Nummer „(Ode) An die Arbeit“ mal über den fast sklavischen gesellschaftlichen Zwang zu eben dieser sinnieren, weltpolitische Fragen unter dem Gesichtspunkt „Der Krieg kommt schneller zurück, als du denkst“ (mit Mitsingrefrain!) durchswingen – der hat schon was. Romantisches. Aber macht das überhaupt noch Spaß? Mit einer solchen Attitüde? Nun, hier kommt endlich die Musik ins Spiel. Nur leider nicht so richtig: Zu viele Lieder sind erst an zweiter Stelle Lieder, sie sind zuerst ein mal Produktionen. Mit immernoch einer Spur mehr, Chor und Chörchen, Sequenzer-Verfugungen, Superdrumming-Übertiming, Overandoverdubs. Kompositionen, die in einem weiten Feld zwischen Nena (inklusive Spliff).The Cure und Coldplaydurchaus dem Begriff „Ohrwurm“ ein weiteres Mal einen okayen Namen geben könnten, kriegen so einen strengen Geruch nach neuem Auto. Wardas bei den ersten beiden Alben auch schon so? Zumindest fällt es einem hier besonders auf, wenn es die Helden bei der schönen Ballade „stiller“ fast allein bei Gitarre.viel Gefühl und ganz viel judith belassen. Und wie gut das dann tut. Oder bei „Für nichts garantieren“, wo Francesco von Tele mit langem Atem mitträllert, bis dem Refrain selbst ganz schwindelig wird und einem in den Sinn kommt: Ja, Tele, dass in ja auch so Vielwoller und Allesmacher. Nur, irgendwie bekamen die das zuletzt besser hin. VÖ:25.5. >» www.wirsindhelden.de
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