Mick Harvey – Two Of Diamonds

Es ist ja gar nicht so, dass der Mann einen komplett anderen Ansatz verfolgt als sein alter Buddy aus Jugendtagen und Bad-Seeds-Zeiten: Auch das Soloalbum von Mick Harvey ist auf den Säulen des Blues aufgerichtet. Aber dann baut Mick Harvey eben weiter, richtet hier und da ein Zimmerchen ein, bettet die Songs mal auf diesem, mal auf jenem Soundkopfkissen -und ist alles in allem viel variablerund diffiziler unterwegs als Nikolaus Höhle. Sind wir doch mal ehrlich: crinderman von Grinderman hört man an, dass drei Viertel der Musiker Barte tragen -und dass man anhand der Cesichtsbehaarung dieser drei Viertel zu hundert Prozent den Speiseplan der letzten Woche rekonstruieren kann: öder und sabbernder Altherrenbluesrock, der so klingt, wie Essenreste im Bart aussehen: unappetitlich. Doch zurück zum bartlosen und umso interessanteren MickHarvey. twoof diamonos heißt sein Soloalbum, und auf dem wandelt und wandert Mick Harvey so gemächlich wie entspannt und unaufgeregt zwischen lässig-verschlurftem Sofasitzerblues(„I Don’t Want You In My Mind“), Singer/Songwritereien. die im Folk zu Hause sind (e.g. „Here I Am“) und Miniaturen in Pop(„No Doubt“). Nichts an diesem Album ist bräsig, bleiern, schwer oder gar altersgeil (ganz schlimm: der „Pussy Blues“ von Grinderman), zugleich ist nichts an twoof diamonds spektakulär, und über beides wollen wir jetzt mal eins machen: uns ganz sehr freuen. »www.mickharvey.com