Chris Cornell
Carry On
Vom Grunge-Pionier zum Pop-Crooner: Chris Cornell und der Mainstream.
Frage: Ist Man(n) mit 42 zu alt zum Rocken? Bei Chris Cornell gewinnt man den Eindruck, als obes in derTat so wäre. Er-eine der großen Stimmen der 90er wagt jetzt noch einmal das, was ihm beim ersten Versuch vor acht Jahren verwehrt blieb: den Schritt in die musikalische Selbstständigkeit. Damals löste er Soundgarden auf, um es auf euphoriamorninc mit melancholischem Erwachsenen- Pop zu versuchen. Diesmal trennt er sich von den quicklebendigen Audioslave und teilt es den übrigen Mitgliedern nicht einmal persönlich mit-Tom Morello & Co. wurden über die Presse informiert. Und das nur, weil Cornell mit dem Bond-Song „You Know My Name“ einen moderaten Hit hatte und eine neue, aussichtsreiche Formel für seinen Alleingang gefunden zu haben schien: großer, melodramatischer Erwachsenen-Pop, der bombastischer klingt als beim letzten Mal.Alsoeigentlich dasselbe,wenn auch mit der Hoffnung, dass die Zeit nun reif für ihn sei. Und tatsächlich: carrvon beginnt verheißungsvoll. Der Opener „No Such Thing“ glänzt durch ein nettes Wechselspiel aus verhaltenen akustischen Tönen und großem, hymnischem Power-Rock, zu dem er richtig schön losknödelt. „Poison Eye“, vielleicht sogar das Highlight des 14-Song-Parcours, ist eine Soundgarden-Hommage und besitzt genau die richtige Mischung aus Pathos und Wut. Doch dann kommt der Bruch: Ab „Arms AroundYour Love“ verfällt Cornell in elegische Popschnulzen, die akustische Gitarren neben weinerlichen Schmachtgesang stellen und einfach aufgeblasen und überzogen wirken. Es kommt noch schlimmer-mit dem selbstgefälligen Covervon Michael Jacksons „Billie Jean“ und dem balladesken“FinallyForever“, das er glatt als Eurovisions-Beitrag anmelden könnte. Wäre da nicht das Finale mit dem gekonnten Folk-Ausflug „DisappearingAct“ und-richtig-„You Know My Name“, carry on wäre ein musikalisches Armutszeugnis, so ist es „nur“ ein missglückter Neustart. VÖ: 25.5.»>
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