Mexican Boleros

Die Albendes MünchnerTnkont-Labels haben die Eigenart, dass man sie mitdergleichen Freude lesen wie hören kann. Was an den Deluxe-Booklets mit ihren Geschichten und pophistorischen Erläuterungen liegt, natürlich aber auch am Gegenstand: Trikont-Compilations sind meist ganz herzergreifende Forschungsberichte aus bisherwenig beachteten, schwer zugänglichen Subkulturen oder lange dahingegangenen Liederbewegungen. Mit Trikont reist man intime &spoce. Die 20 mexikanischen Boleros, die der Journalist und selbst ernannte Verfasser von „Männerliteratur“, Stefan Wimmer („Die 120 Tage von Tuldm“), auf dieser CD versammelt, handeln natürlich alle davon, was zwischen Männern und Frauen (nicht) passiert. Der Bolero, 1927 im „TeatroLirico“ in Mexiko City erfunden, trat einen längeren Siegeszug in Lateinamerika an, brachte die Filmindustrie Mexikos nach vorne und machte die Kabaretts und Revuetheater zu Palästen für die Vergnügungssüchtigen. Die Superstars der 3oer-Jahre wurden dort geboren oder gleich an der Haustür des Bordellpianisten Augustin Lara, wo die Sängerin Tofia La Negra ihm so wunderbar vorgesungen haben soll. Heute klingtdie „Göttin des tropischen Boleros“ wie eine düstere Vorbotin Nina Simones. Mehrheitlich aber war der Bolero Männersache. Er wurde als Minnesang dersich Verzehrenden und Frustrierten, der Abgewiesenen und Wieder-Hoffenden berühmt- auf dem Tablett die unerreichbare Femme fatale oder die gefährliche Hure. Ein Stück Macho-Musik im trüben Tequila-Licht, lyrisch raffiniert, wie die Text-Beispiele im Booklet andeuten. Und von einiger Lebhaftigkeit in den Arrangements, wie das derbe Zusammenspiel von Gitarren, Streichern und Bläsern in den frühen Aufnahmen dokumentiert, das sich deutlich von den Falsettgesängen und „jazzigen“ Gitarren von LosTresAses Jahre später unterscheidet. Zum Finale hören wir das Stück „Nunca“, das damals wie eine Bombe in Mexiko einschlug, die reizende Tristesse, die die bis dahin so erfolgreichen Süßholzraspler uninteressant werden ließ:“icf>

weiß, das ich niemals deinen Mund küssen werde, deinen lodernden purpurnen Mund … ich weiß, dass ich dich völlig nutzlos anbete, dass ich dich völlig nutzlos beschwöre.“ Und nachher sind wjr auch noch schlauer: Mit dem gleichnamigen spanischen Tanz, von dem sich Ravel so einnehmen ließ, hat der mexikanische Bolero nichts zu tun, seine Ursprünge vermuten Forscher in kubanischer Gitarrenmusik. »>

www.trikont.de