Lyambiko – Inner Sense

Dafür muss man nicht nur Nerven haben, sondern auch das entsprechende Schwingungspotenzial in den Stimmbändern. Auf der Schlusskurve ihres vierten Albums zieht die Wahl-Berlinerin Lyambiko noch mal richtig an und haut gleich drei vollkommen unterschiedliche Hits raus. Erst Freddie Mercurys „Somebody To Love“ als Bar-Rock-Hymne, in derdas innere Feuer Lyambikos gehörig lodert. Dann geht’s runtervom Hocker, um kultiviert swingend übers Parkett bei Benny Goodmans „Stomp in ‚At the Savoy“ zu tänzeln. Und auf der Ziellinie entpuppt sie sich mit der Ballade „Little Girl Blue“ von Rodgers & Hart als Sophisticated Lady mit dem entsprechenden Feelingfürdiegeheimen Lockstoffe des American Songbooks. Dass die 31-Jährige auch da ganz ohne Effekte auskommt und sich auf ihr in allen Tiefen und Höhen charismatisches Organ verlassen kann, ist zumindest für all diejenigen keine Überraschung, die den jungen Karriere-Weg der Lyambiko aufmerksam verfolgt haben. Erst vor sechsjahren ist sie auf der Bildfläche erschienen bzw. hat sich in einem Hauptstadt-Jazzclub erstmals als kommende Jazz-Mutter aller Klassen präsentiert. Ihre ersten beiden AI bensollen zwar auf Anhieb direkt hinter dertopplatzierten Kollegin Norah Jones eingeschlagen sein. Heute ist Lyambiko ihr nun wirklich mindestens eine Ohrenlänge voraus. Zumal die Deutsche jetzt auch als Songschreiberin mehr Farben ins Spiel bringt als Mrs. Jones auf ihrem aktuellem Album not toolate. Der Titeltrack ist flockig im Groove, Lyambiko wärmt gleich zu Beginn ihre Stimme mit einem Sexy-Gebrumme auf. als hätte sie sich dafür eine Scheibe BobbyMcFerrin abgeschnitten. Und „Restless“ ist ein treibender Fusion-Ohrwurm, bei dem nur Lyambiko unnötigerweise in die ihr zu hautengen Klamotten von Bi Hie Holiday geschlüpft ist. Solche Ehrerbietungen hat sie gar nicht mehr nötig, sie ist mittlerweile so flügge geworden, dass sie ihren eigenen Stil und Sound gefunden hat. An dem sind ihre Trio-Kumpels Marque Lowenthal (p) und Robin Draganic (b) natürlich nicht ganz unschuldig. Sie haben ihre Chefin auch diesmal mit einigen teilweise neo-brasilianischenJazz-Chansonsversorgt,dievonihrso lange aufgeheizt werden, bis sie einem unterdie Haut gehen. >» www.lyambiko.com