Klaxons – Myths Of The Near Future

In einer Welt voller Blinder ist der Einäugige bekanntlich der König. In einer Welt voller neuer britischer Bands, die mehrheitlich ihre 08/15-Strophe-Refrain-Strophe-Songs herunterleiern, sind die Klaxons allein schon deshalb die Könige, weil sie 1) keine 08/15-Songs schreiben und weil 2) ihre Songs schon mal was von Dramaturgie und Tempowechseln gehört haben, und weil sich dadurch 3) diese Songs nicht nurvon denen ihrer Mitbewerber, sondern auch untereinander unterscheiden. Und das ist doch schon malwasinderdurchformatierten Indie-Einheitswelt. Dass diese Musik, nur weil zu den Gitarren ein vintage Synthesizer seine schrägen Töne absondern darf, gleich „Nu Rave“ getauft wurde-übrigens nicht von einem britischen Musikjournalisten, sondern im augenzwinkernden, vorauseilenden Gehorsamvon Klaxons-Bassistjamie Reynolds-, werten wir als Reaktion auf diezwanghaften Kategorisierungsbestrebungen „derSzene“. Übersetzen wirden Begriff „Nu Rave“ als tanzbarer Gitarren-Power-Pop mit ein paar hübschen bis manischen elektronischen Spielereien. Zwar kann myths ofthe near future nicht ganz das einhalten, was die drei superfantastischen Singles „Gravity’s Rainbow“, „Magick“ und „Golden Skans“ über die letzten paar Monate verhießen haben, es bleibt aber ein einigermaßen erstaunliches Album wegen der dezenten Unvorhersehbarkeit seiner musikalischen Ereignisse. Man kann nicht unbedingt sagen, in welche Richtung sich ein Song aufmachen wird, hinter dem nächsten Break kann schon eine weitere handfeste holpernde, stolpernde Überraschung warten: hymnische Schlachtgesänge zwischen sehnsüchtelndem Indie-Romantizismus und manchmal sogar Arrangements und Instrumentalgewichse, das man-als jemand, der mit der Kategorisierungssucht infiziert wurde -gerne auch als Prag bezeichnen darf. VÖ: 23.3.

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