Rickie Lee Jones – The Sermon On Exposition Boulevard

Eine Lady, der man immernoch zu Füßen liegt, von der man aber nichts mehrerwarten mochte, kaum noch etwas zu erhoffen wagte. Pflichtschuldigst kaufte man sich das jeweils neueste Album, um es einmal zuhören und dann postwendend ins Regal zu stellen, wo es fortan Staub ansetzte. Selbst die sehr gelungene Duchess Of COOLSVILLE-Compilation – deren einziger, indes nicht eben geringer Makel in der alphabetischen (!) Anordnung der Songs bestand – hatte man bald über:des ewigen Umprogrammierens wegen. Nein, stand einem mal der Sinn nach Rickie Lee Jones, dann legte man natürlich das sensationelle Debüt aus dem Jahr 1979 mit dem ikonografischen Cover auf oder pirates oder die wundervolle Coverversionen-EP girl ather voucano oder allenfalls noch die steelydanesken Hochglanz-Tunesvon flyinc Cowboys. Doch jetzt hat das Darben ein Ende:THESERMON on Exposition Boulevard ist ein so unerwarteter wie spektakulärer“return toform“. Dabei ließ die Entstehungsgeschichte des AIbumssolches nicht gerade erwarten: Der Allround-Künstler Lee Cantelon wollte ursprünglich sein Buch „The Words“ mit Texten und Thesen über Jesus Christus von diversen Musikern aus LA vertonen lassen, doch dann kam Miss Jones und eignete sich das Projekt an: mit Soundscapes, über die elektrische Gitarrenstürme toben („Nobody Knows My Name“); mit gazegleich schwebenden („Gethsemane“), sanft dahin fließenden („Falling Up“),trance-zendenten („Where I Like It Best“) und spooky rockenden Tunes(„TriedToBeA Man“). Diesmal also kein Existenzialisten-Blues, kein Cool-Swing, kaum Pop. Stattdessen der womöglich beste Rickie-Lee-Song ever. „1 Was There“, acht göttliche Minuten lang, muss man sich ungefähr so vorstellen, als würde Van Morrison Bruce Springsteens „New York City Serenade“ Covern: unfassbar großartig -wie dieser ganze ekstatische, manische Straßenpredigerinnen-Sermon.

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