Scotty Hard’s Radical Reconstructive Surgery – John Medeski & Matthew Shipp

Als Produzent ist Scotty Hard zur Hebamme von Rap-Größen wie dem Wu-Tang Clan geworden. Seit einem halben Jahrzehnt hat er zugleich sein Herz für den Jazz und speziell für den Bubblegum-Sound der drei Wunderknaben Medeski, Martin & Wood entdeckt. Und weil jedes Mitglied von MMWsich immer wieder auch solistisch weiterbildet, hat Hard jetzt ein Treffen zwischen dem Hammondorgel-Derwisch John Medeski und dem Pianisten Matthew Shipp arrangiert. Obwohl Shipp sich bislang mit Musikerfreunden wie David S. Ware und Bassist William Parker eher um Thelonious Monk, Ornette Coleman und Albert Ayler gekümmert hat, lief! er doch stets durchschimmern, dass er durchaus ein Händchen für hippieske Jazz-Grooves, elektronisches Geklicker sowie Ambient-Schleifen besitzt. Also eigentlich die ideale Voraussetzung, um ihn auf Medeski loszulassen. Und für die entsprechende Studiobesatzung zog Hard gleich noch mit eben William Parker, Schlagzeuger Nasheet Waits und DJ Olive vielversprechende Trumpfkarten. Leider nur wurde aus dem erwarteten Fest nicht mehr als nur eine Kopie von den halluzinatorisch angelegten, sich wildwuchsartig ausbreitenden funky Beats, mit denen MMW mittlerweile selbst John Scofield angelockt haben (vom neuen, gemeinsamen Album demnächst mehr an dieser Stelle], Natürlich kann man sich dem pumpenden Motor kaum entziehen, den die Rhythmussektion da nahezu in jedem der zehn Tracks stoisch und magnetisch anwirft. Selbst die surrealen Schlingpflanzen, die Medeski aus seinem mit einem Moog-Syntheziser kurzgeschalteten Tasten-Ungetüm herauswachsen lässt, darf man getrost zur eigenen musikalischen Bewussteinserweiterung zählen. Solche Momente des Staunens sind jedoch rar gesät, denn selbst das mächtig nach vorne gehende, aber plötzlich ohne Sicherung dastehende“.Anatomy Of Melancholy“ wirkt wie das Gesellenstück einer College-Avantgarde-Jazzband. VÖ: 92. >>>

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