John Cale – Circus Live

Er ist ständig auf der Suche, immer auf dem Sprung und stets bemüht, neue und andere Sachen zu probieren. Zudem ist er sich nicht zu schade, selbst seine ältesten Stücke zu spielen, durch kleine, verrauchte Clubs zu tingeln und sein Repertoire auch mal in komplett umarrangierter Form zu präsentieren. So geschehen auf der Tour zum jüngsten Album Black acetate von 2005, als er mit Dustin Boyer, Joseph Karnes und Michael Jerome ein blutjunges Trio um sich scharte und seine vielseitigen Kompositionen der letzten 40 Jahre einer mitunter äußerst radikalen Frischzellenkur unterzog – alles eine Spur sphärischer, experimenteller und wuchtiger. Was vor allem dem punkigen Düster-Rock des Helen of TROY-Materials gut tut, aber auch den beklemmenden fear-Nummern. allen voran“.Gun“, das nun starke Jazz- und Electronica-Anleihen aufweist. Ansonsten glänzt Cale mit einer Werkschau, die 23 Stücke in weit über zwei Stunden umfasst und fast sämtliche Bereiche seines epochalen Schaffens abdeckt. Angefangen bei Kostproben des Velvet-Underground-Katalogs („Venus In Fürs“, „Femme Fatale“) über das Elegisch-Verhaltene von PARIS 1919, den New Wave/Punk vonHELENOFTROYund SE.OW dazzle, das Friedliche von songs for drella bis hin zum elektronisch inszenierten Pop der jüngsten beiden CDs hobosapiens und Black acetate. Wobei Cale wahlweise am Klavier, an der Gitarre oder an der Violine agiert, durch expressive Coverversionen von“.Waking The Dog“ IRufus Thomas), „Heartbreak Hotel“ [Elvis Presley] und „Pablo Picasso“ (Jonathan Richman) glänzt und nur einmal in wütendes Gekreische verfällt bei „The Ballad Of Cable Hogue“. Der Rest ist ausgesprochen moderat, zugänglich und verträglich. Und gleitet sogar – bei „Venus In Fürs“ – einmal ins Weinerliche und Melodramatische ab. Aber wie heißt es so schön: Einmal ist keinmal. Und das Spektrum, das der Altmeister hier offeriert, ist schlichtweg beeindruckend. >>>

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