Redemption Song von Chris Salewicz – Harper Collins, 660 S. , ca. 30 €€

An sich gibt es gegen dieses Buch nichts einzuwenden. Salewicz hat I das Herz am rechten Fleck. Er gehörte zum engsten Kreis von Joe Strummers Vertrauten und gilt als Mann der Integrität. Zusätzlich zum Material, das er aus der eigenen Erinnerung schöpfte, hat er300 Interviews mit Verwandten. Freunden, Arbeitspartnern und“.general brethren“ geführt. Aber: 660 Seiten! Hunder! mehr als die Penguin-Ausgabe von Dostojevskis „Crime And Punishment“! Über jeden Zahnarztbesuch, jede Fahrt zu Verwandten in Schottland, jeden Urlaub, jedes Lagerfeuer wird säuberlich Buch geführt. Die Flut von Details geht ins Voyeuristische und grenzt an Angeberei.

Zweifellos war Strummer ein faszinierender Mensch. Nicht nur musikalisch haben The Clash die Welt verändert. Auch ihr romantisch-anarchistischer Sozialgeist prägte Generationen; nach dem langen Warten auf das Auslaufen der Clash-Knebelverträge fand Joe gegen Ende seines Lebens mit den Mescateros zu beidem zurück. Salewicz verehrt ihn, sieht aber auch seine dunklen Seiten. Ein wiederkehrendes Paradoxon ist der Graben zwischen dem Rebellen mit den großen Worten und dem Macho. der seine Freunde und Geliebten mit sorgloser Gemeinheit in die Pfanne haute. Das Buch schafft ein Kunststück: Obwohl Freunde wie der Filmemacher Don Letts immer wieder betonen, was Strummer für ein Scheißkerl sein konnte, bleibt das Bild eines erstaunlichen Menschen, dessen größtes Talent seine ansteckende Lebensfreude war. >>> www.strummersite‘.com