Bloc Party :: A Weekend In The City

Ein SILENT ALARM Part 2 wollten sie nicht machen. Es ist ihnen gelungen. Das zweite Album von Bloc Party ist Weird Rock, experimentell und elektronisch.

Wenn eine Band mit ihrem ersten Album irgendwie einen Überraschungseffekt erzeugen kann, der dann auch mit auschlaggebend dafür ist, dass dieses erste Album als sehr gut empfunden wird, hat diese Band meistens ein Problem mit ihrem zweiten Album. Zweite Alben, die genauso gut sind wie erste Alben, werden nämlich meistens als nicht ganz so gut empfunden wie erste Alben, weil der Überraschimgseffekt vom ersten Album fehlt. Bloc Party gehen diesem Problem mit einem billigen Trick aus dem Weg. Sie überraschen auch auf ihrem zweiten Album. A WEEKEND IN THE CITY ist anders als SILENT ALARM. Formal und inhaltlich. Bloc Party bleiben die politischste britische Band der letzten Jahre, thematisieren auf ihrem zweiten Album aber auch massiv die Befindlichkeiten von Sänger/Gitarrist/Songschreiber Kele Okereke. A WEEKEND IN THE CITY ist Okerekes Album. Ein düsteres Album, ein schwarzes Album, ein persönliches Album. Okereke gegen die Welt – eine, die nicht mit der übereinstimmt, die er sich in seinem Kopf zurechtgelegt hat. Ganz bitter wird’s in „Kreuzberg“. Nicht weil der Song in seinem Stadion-Pathos auch von U2 stammen könnte, sondern weil Okereke seine Verzweiflung so offenlegt wie nie zuvor. “ I have decided at 25″, singt er, „that something must change“, auf der Suche nach der Liebe, die dann doch wieder nur Sex war. Offensichtlich (gesellschafts-)politische Themen wieder 11. September 2001, der 7. Juli 2005, der alltägliche Rassismus, die zunehmende Verspaßung und Kokainisierung der Gesellschaft überträgt Okereke auf die persönliche Ebene. Produzent Jacknife Lee besorgt den Rest. Bei ihm verschmelzen Gitarren und Keyboards zu Multitrack-Soundlandschaften, durch die die Band atemlos hetzt, das Schlagzeug terrorisiert das Trommelfell, und allerlei elektronische Effekte aus der Wunderwelt von Pro-Tools geben dem Chaos einen adäquaten Klang – was in der ersten Single „The Prayer“ seinen Höhepunkt erreicht. Man darf die Produktion auch gerne amerikanisch nennen. Mit Wave-Pop hat das jedenfalls nichts mehr zu tun. Oder so: Wenn SILENT ALARM Gang Of Four war, dann ist A WEEKEND in THE CITY Bloc Party.