Carla Bruni – No Promises

Wenn Frauen, die normalerweise auf dem Laufsteg und im Fotostudio ihr Geld verdienen, irgendwann damit anfangen, Platten aufzunehmen, werden ja gerne mal Klagen laut über“.singende Models“™ im Allgemeinen und überhaupt. Dabei wird gerne vergessen, dass die Beweislast in der Qualitätsfrage eindeutig für die singenden Models spricht. Die großartige Grace Jones war einst ein Model, bevor sie ganz Großartiges für die Disco-Musik geleistet hat. Karen Mulder hat einmal ein Album gemacht, das nicht unangenehm aufgefallen ist. Gleiches gilt für Milla Jovovich. Naomi Campbells Platte aus den 90er-Jahren wird rückwirkend gerne als“.Kult“ bezeichnet – ..gegen den Strich gehört‘ freilich. Und Kate Moss hatte mal Gastauftritte bei Primal Scream und den Babyshambles. Die unsäglich dauergrinsende Heidi Klum, die sich auch gerade in einem TV-Spot als Sängerin versucht, nehmen wir einfach als Ausnahme von der Regel und wenden uns Carla Bruni zu, die im hohen ModelaUer von 38 Jahren mit NO promises ihr zweites Album veröffentlicht. Bruni hatte 2003 mit queluu’un ma‘ dit [das erfolgreichste Debütalbum in Frankreich) schon eine intime, unaufgeregte, im Folk verwurzelte Platte aufgenommen. NO promises macht genau da weiter – allerdings mit ein paar Neuerungen im Gepäck. Carla Bruni singt nicht mehr auf Französisch, sondern auf Englisch, und sie schreibt ihre Texte nicht mehr selbst, sondern ließ das von anderen Menschen übernehmen: Dichter aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert: Emily Dickinson, Dorothy Parker. William Butter Yeats. Wystan Hugh Auden. Eine Platte mit vertonten Gedichten – das liest sich dann theoretisch wie eine ganz und gar fürchterlich prätentiöse Idee aus der sozialdemokratischen Kunstinstallationsszene, wird aber im Falle von Carla Bruni durch die Praxis legitimiert: Man merkt es nicht, wenn man es nicht weiß. NO promises pendelt schön unaufdringlich zwischen Folk und Pop. manchmal Bluesinformiert, mehrheitlich akustisch, manchmal dezent elektrisch. Zu erwähnen, dass dieses Album natürlich hervorragende Musik für Rotweintrinker enthält, bedient zwar ein Klischee, wenn aber der Mischkonsum von Rotwein und Carla-Bruni-Album sogar im Presseinfo ausdrücklich empfohlen wird, wollen wir das gerne tun. VÖ: 12.1.

www.cartabruni.com