Earthling

Die späten 90er Jahre waren das Zeitalter der“.Innovation“; da durfte der einstige Innovatorvom Dienst nicht zurückstehen.“.Bowie macht jetzt Jungle!“ lautete die Schlagzeile. Dass sich Promotion und Kritik nur auf diese Nebensache konzentrierten, erwies sich als wenig förderlich – die Kurzzeit-Welle (wesentliches Merkmal: ein zu schnell abgespieltes Sixties-Funk-Schtagzeug] ebbte schon wieder ab, und ein David Bowie, derauf einen nicht mehr frischen Trend aufspringt, ist so peinlich wie die Katze, die den Vögeln beim Mäuseessen zusieht. So lief earthling zwar etwas besser als OUTSIDE, war aber fast ebenso schnell vergessen. Das ist unfair, wie das Wiederhören zeigt: Die elektronischen Rhythmen, die damals so inhomogen und effekthascherisch wirkten, passen besser zu den Songs als das abgebrühte Hochleistungsgebolze von Zachary Alford. Die Platte klingt heute genausowenig“.innovativ“ wie damals, aber auf gelungene Weise „anders“, und selbst die Dauerfehlbesetzung Reeves Gabreis, dessen Finger wohl sogar einer Nähmaschine sein typisch grauenvolles Plastikmetal-Gegniedel entlokken würden, hat ein paar gute Ideen – nicht zuletzt die, sich etwas zurückzuhalten und nicht sofort loszujaulen wie ein präpotenter Feuerwehr-Dinosaurier, sobald der Chef für eine Zehntelsekunde den Mund zumacht. Der Totalausfall „The Last Thing You Should Do“ (treffender Titel!) kostet einen Stern, das Album ist dennoch eine (Wieder-)Entdeckung wert.