David Bowie :: Tonight

Tonight (I.September 1984)

Hinterher war David Bowie sauer, weil „Tonight“ den Erfolg des Vorgängers nicht wiederholen konnte, und schob das auf seine Musiker.

Da hätte er besser an die eigene Nase gegriffen, nicht als Sänger (..“Loving The Alien“ hat da mehr zu bieten als die ganze letzte Platte), aber als Songwriter, dessen Name unerhebliche Durchschnittsdinger und schlimme Verirrungen ziert, die es ehedem kaum auf eine B-Seite geschafft hätten, – und als (Co-Produzent, der den käsigen 80er-Klingklang-Sound [Synthieflächen! Simmons-Drums! Plörr-Bässe! Noisegates! Elektrogeigen!) mit zuverantworten hat. Beim Wiederhören klingt „Tonight“ etwas angenehmer als „Let’s Dance“, weil es nicht so nach Studiokraftakt klingt, sondern eher entspannt (oder schlaff]. Das war wohl das Problem: Es fehlte der Rumms für die Tanzfläche. Aufgewanzter Müll wie ..“Neighborhood Threat“, ..“Dancing With The Big Boys“ und ..“Tumble And Twirl“ – drei Kandidaten für die schrecklichsten Bowie-Ausrutscher aller Zeiten – taugt höchstens für ein entsetztes Grinsen), andererseits waren die Nachmittag-im-Cafe-Passagen (etwa im jazzig angehauchten Edel-..“Reggae“ ..“Don’t Look Down“ und dem tiefblauen, unfreiwillig selbstparodistischen Beach-Boys-Cover ..“God Only Knows“ zu unentschlossen, um Leuten wie Sade Konkurrenz zu machen. Ein Novum: Das erste Bowie-Album, das man hören kann, ohne es zu bemerken, und nach zehn Minuten wieder vergessen hat. Im Titelsong darf Tina Turner mitsingen – wahrscheinlich hatten Joe Cocker, Phil Collins, Mick Jagger, Rod Stewart und Sting keine Zeit.