„Heroes“ 14. Oktober 1977

Bowies eventuelles Meisterwerk war das einzige Drittel der „Berlin- Trilogie“, das ausschließlich dort entstand, im Hansa-Studio an der Mauer, wo Bowie durchs Kontrollraumfenster eines Tages Koproduzent Tony Visconti mit Chorsängerin Antonia Maas knutschen sah -direkt unter einem DDR-Wachturm, was die Idee zum Titelsong lieferte. Da bei Aufnahmebeginn nur ein Song geschrieben war [„Sons Of The Silent Age“] „steuerte“ Brian Eno mit seinen „Oblique Strategies“-Karten die spontanen Sessions (so spontan, dass laut Eno sämtliche Tracks auf der Platte First Takes sind!] – zu „Sense Of Doubt“ erhielt er den Rat, alles „so ähnlich wie möglich “ zu machen, während auf Bowies Karte stand: „Betone die Unterschiede“. Gearbeitet wurde nachts, gegessen in den frühen Morgenstunden in Bowies Schöneberger Wohnung in der Hauptstraße 155 (seine Tagesration: ein rohes Ei); Gitarrist Robert Fripp reiste nur für einen Tag an. Das Label RCA bewarb das Album mit dem Slogan, es gebe eine „Old Wave“, eine New Wave und David Bowie – die wilde Jugend war beeindruckt, obwohl die Platte in ihren atmosphärischen Passagen eindeutig von der Vorliebe für die Krautrocker Neu! und Kraftwerk geprägt ist. Der Titelsonq schaffte es als Single in Großbritannien gerade mal auf Platz 24 – und wird seither regelmäßig unter die besten Singles aller Zeiten gewählt. Das Cover ist inspiriert von dem Expressionisten Erich Heckel, dessen Bilder Bowie im Berliner „Brücke“-Museum sah – was nicht nur seine eigene Malerei beeinflusste: Iggy Pop „zitiert“ auf seinem gleichzeitig eingespielten Album THE IDIOT Heckels „Roquairol“ (hat nichts mit „Rock’n’Roll“ zu tun, sondern ist der Name einer Person aus Jean Pauls Roman „Der Titan“].