Brötzmann/Pliakas/Wertmüller – Füll Blast

Wo nimmt der Mann bloß die Puste her? Peter Brötzmann inszeniert einen Voodoo-Zauber, den er nebenbei mit raubeinig-anarchischen Attacken und allerheftigsten Harmoniekernspaltungen anfeuert. Am 6. Februar 2006 war Brötzmann, dieser seit über 40 Jahren gnadenlos den Jazz und seinen Körper schindende Saxofonist. im Kölner Loft mal wieder in absoluter Hochform. Wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag spielte er so, als ginge es um sein Leben. Aber das war eben schon immer so: Wo Brötzmann draufstand, war Brötzmann drin. Ob als Solo-Terrorist, als Kollektivist im legendären machine GUN-Projekt oder wie nun als Sparringspartner von zwei Musikern, die es knüppelhart in den Armen haben. Die Schweizer Marino Pliaka IE-Bass] und Michael Wertmuller (Drums] sind Mitglieder der Free-Rock-Band Steamboat Switzerland. Mit beiden arbeitet Brötzmann schon seit über zwei Jahren zusammen, kann Wertmüller für Brötzmann, wie er einmal im Interview mit dem Autor feststellte, „eine ungemeine Kraft und Intensität freisetzen „. Marino Pliaka ist dagegen mit seinen feinen musikalischen Fähigkeiten ein intelligentes Bindeglied zwischen dem „alten Opa“ (O-Ton Brötzmann) und dem Trommler. Von Feinheit kann jedoch zumindest beim Live-Mitschnitt füll blast wirklich keine Rede sein. Pliakas Bass-Saiten müssen an dem Abend dick wie Taue gewesen sein. Und Wertmüllers Drum-Equipment hätte nach diesen Belastungstests das TÜV-Siegel verdient. Mit Brotzmann am Alt- und Tenor-Saxofon improvisiert man sich dementsprechend in einen wahren Jazz-Metal-Rausch hinein.

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