Ray LaMontagne – Trouble

Normalerweise soll man in Plattenkritiken nicht über die Veröffentlichungspolitik der Musikindustrie sprechen. Schließlich hat diese mit der Entstehung von Kunst und dem Inhalt der Songs überhaupt nichts zu tun. Manchmal aber gibt es nichts Schöneres als den Regelbruch, trouble ist das wunderbare Debütalbum des folkbeeinflussten amerikanischen Singer/Songwriters Ray LaMontagne, das vor ziemlich genau zwei Jahren beim englischen Label Echo erschien und damals im vorweihnachtlichen Veröffentlichungsmarathon gnadenlos untergegangen ist. Nun erscheint das gute Stück noch einmal beim Major Warner. Das ist grundsätzlich eine prima Entscheidung, denn LaMontagne verdient Gehör. Er ist einer, der es ehrlich meint und den man deshalb gerne in sein Leben lässt. Wenn er im Titelsong von den Schwierigkeiten des Lebens berichtet, nimmt man es ihm ab, all das Leiden selbst erlebt zu haben. Seine raukehlige. an Van Morrison gemahnende Soulstimme und die spartanische Produktion von Ethan Johns, der bis auf Gitarren und Streicher alle Instrumente spielt, lassen keinen anderen Schlusszu. Auch wenn LaMontagne positiver gestimmt ist und in „Hold You In My Arms“ an seine Liebste denkt, werden Authentizität und Leidenschaft spürbar. Wer das beim ersten Mal verpasst hat, der sei hiermit unbedingt eingeladen, Versäumtes nachzuholen. Allerdings ist der Künstler in seiner Entwicklung längst vorangeschritten. Sein neues, etwas opulenter produziertes und von der Kritik noch mehr gelobtes Album TILL THE SUN turns Black ist vor ein paar Wochen in den USA und England erschienen. Ein Gedanke, der all jene, die trouble schon kennen, mittelschwer nervös werden lassen dürfte. Nur leider enthält uns die hiesige Plattenfirma das Glückserlebnis momentan vor, weil sie erst noch mit einer alten Platte beschäftigt ist, die sie als neuen Gewinnbringer ansieht. Das ist alles andere als richtig und wird hoffentlich bald korrigiert.

VÖ: 17.11.