Studio One Rude Boy

Durchaus glaubwürdig im Vortrag von Bob Andy Ende der 60er. Ganz so einfach war die

Geschichte damals dennoch nicht, es gab ein regelrechtes Pro- und Contra-Crime-Spiel in den Texten der jamaikanischen Sänger, die die Rude Boys verteidigten oder zur Ruhe mahnten. Die Rudies hatten Stil und Aggression auf die Straßen Kingstons gebracht, sie gaben das Bild von jungen Ausgegrenzten ab, die bereits die Illusion verloren halten, ein gutes Leben im unabhängigen Jamaika haben zu können. Sie waren gekommen, sich zu beschweren, sie tanzten zu den neuen Beats, die viel langsamer waren, zu den elektrisch verstärkten Bässen, die tief in den Bäuchen wühlten. Das Rude-Boy-Konzept und die Ablösung des Ska durch den Rocksteady fielen in die gleiche Zeit, mit den Sound Clashes von 1966 begann die Musik in Jamaika eine gehörige Kurve zu schlagen, die bis auf die Dancefloors der Gegenwart reicht. Die Soul-Jazz-Compiler haben die Marke „Rüde Boy“ auf diesen Sampler gepappt, sie stellen damit 18 Studio-One-Aufnahmen vor, die im weitesten Sinne Dancehall sind. Den Charme dieser Zusammenstellung machen die Raritäten aus, Mr. Foundations supercooles „See Them A Come“ etwa, oder Dudley Sibbleys knuspriger Soul-Reggae „Run Boy Run“. Die „Murderer“- und“.Hooligan „-Klassiker (Johnny Osbourne, John Holt] fehlen ebenso wenig wie Rudie-Tracks von den Wailers und Dennis Brown. Eines der berühmtesten Rude-Boy-Stücke, Prince Busters Bericht vom „Judge Dread“, der Jugendliche zu gehörigen Freiheitsstrafen und Peitschenhieben verurteilt, musste aber draußen bleiben. Buster hatte nur zu Beginn seiner Karriere als Aufräumer für Clement „Coxsone“ Dodd und Studio One gearbeitet.