The Who :: Endless Wire

Teeren und Federn entspricht nicht unserem zivilisatorischen Stand, doch dann sollte der verantwortliche Mensch für das trashige Cover-Artwork zumindest öffentlich Abbitte leisten, sein Honorar an unverschuldet in Not geratene Cover-Artwork-Designer spenden und juristisch wasserdicht geloben, für derhin einer anderen Erwerbstätigkeit nachzugehen. Aber man soll ein Buch ja nicht nach dem Umschlag beurteilen. Eine Platte natürlich auch nicht. Und auch nicht danach, ob sie jemand fabriziert hat, der für die Geschichte der Popmusik ziemlich erheblich war, und das waren The Who ganz ohne Zweifel. Muss man das an dieser Stelle wortreich ausmalen? Eher nicht. Vielleicht nur insofern, dass damit nicht TOMMY gemeint sein muss oder quadrophenia, sondern „Anyway, Anyhow, Anywhere‘, „Pictures Of Lily“, und ja, natürlich, „My Generation“. Das Thema Sterbehilfe gehört eigentlich nicht in ein Musikmagazin, doch für The Who, seit 1978 und dem Ableben von Schlagzeuger Keith Moon leider Koma-Patienten, wäre es eine Gnade gewesen, wenn jemand den Stecker gezogen hätte. Ihre Alben der 80er waren Mist, und auf mehrfache Trennungen folgten mehrfache Reunionen, die immerhin recht unterhaltsame Live-Shows abwarfen. Doch das Feuer war spätestens erloschen, als auch noch Bassist John Entwistle den Löffel abgab. Warum Pete Townshend und Roger Daltrey nun ein neues Studioalbum vorlegen, das wissen die Götter. Sie haben viel zu verlieren und tun das auch. Denn endless wire ist berechenbarer Rock voller Selbstzitate und ohne erinnerungswürdige Songs, was für Menschen, die diese Band einmal mochten, eine fast schmerzhafte Erfahrung ist. Ganz schlimm: Roger Daltrey röhrt und rülpst bisweilen wie der lungenkranke Bruder von Joe Cocker und Artverwandtes: Terry Riley In C (1964) / Victoria Williams Swing The Statue! (1990)

Tom Waits. Nicht ganz so schlimm, aber auch nicht wirklich originell: die folkigen Teile, bei denen Townshend singt. Es macht keinen Spaß, alten Helden derart ans Bein zu pinkeln. Aber es muss sein.