Melvins -Senile Animal *Ipecac/Southern/Soulfood(
Wenn es denn in den 00ern eine metallische Kapelle gab. die sich auch der eingefleischte Indiefan genehmigen durfte, dann waren das die Melvins. Wenn es denn eine metallische Kapelle gab, die er sich überhaupt genehmigen wollte, dann waren das die Melvins. Sie waren und sie sind keine Metalband, klingen aber nach schwerstem Metall, heben und wuchten riesige Gewichte, die in der Urzeit des ganz bösen Rock Black Sabbath in die dunklen Landschaften gestellt haben. Eigentlich hätte man immer mal wieder ganze Heftstrecken, ausufernd wie das Gesamtwerk dieser gewaltigen Band selbst, volltexten sollen mit ihrer Historie und Bedeutung. Doch die Zeiten waren, jeweils, andere. Da war Grunge und dann war da Nu Metal. Und heute ist Metal vom Ausguck des Nicht-Metal aus gesehen tot oder Prog oder Black oder einfach nur ganz großer Mist. Und Indiewill 2006 einen flotten Beat haben – zudem süße Typen mit schlankem Fuß. Dabei hätten King Buzzo (nicht süß; Gitarre und Stimme) und Dale Crover (gleich gar nicht süß; und seine Breaks passieren in Verneinung von allem, was flott ist, zumeist in erhabener Zeitlupe), die durch die frischen Mitglieder Coady Willis (noch mal Schlagzeug! und Jared Warren IBassl ergänzt werden, mit senile animal endlich wieder ein Album in der Tasche, welches sich nicht irgendwann rettungslos im Ambient verliert, im Surrealismus, in Seltsamkeiten ohne Nebenausgang.Fast schon ein zweites houdini [1993] ist das. Nur getrommelt wird für Normrocker immer noch etwas zu ausgiebig, eigenwillig, aber letztlich nicht weniger als spektakulär. Und auch sonst ist alles meisterhaftes Derwischtum auf senile animal, formvollendetes Riffing und segensarmes Bellen ohne Humor oder viel Fantasie im Format, dafür mit umso mehr Humor und Fantasie in den Details – und in manchen sexy Rock’n’Roll-Momenten dieser Platte vermag das berauschte Hirn des Rezensenten sogar so etwas ähnliches wie den ureigenen Melvins-Soul (oder ist es Blues?] auszumachen. Dass diese Band einfach nur großartig ist und im Vergleich mit ihr fast alle anderen Metatkapellen ziemlicher Mist, liegt daran, dass die Melvins nicht so tun, als müsste man all dem Wahnsinn unseres Daseins nur möglichst martialisch und mit ganz dicken Eiern entgegentreten. Sie sind keine Cowboys, sind die fette Beute – vom Wahnsinn. Und wenn der Leibhaftige auch nur ein bisschen Stil hat, hört er am Feierabend diese Musik. Nachdem ihm all die Affen in Lack. Leder. Theaterschminke fertig gehuldigt haben.
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