Aimee Mann – One More Drifter In The Snow

Aimee Mann hat eine neue Platte raus. Das klingt ja für sich genommen schon fast wie Ostern und Geburtstag

auf einmal, und dann ist es auch noch eine Weihnachtsplatte. „Go ligure“, wie der Amerikaner sagt. Wenn die Frau mit der unvergleichlichen Zartbitter-Stimme, die auch das Telefonbuch von Kentucky vorsingen könnte und es wäre ein Genuss, um Weihnachten herumromantisiert und -sinniert, dann wird einem so köstlich im Kopf und so warm ums Herz wie in diesem Zusammenhang außerdem nur noch bei Sufjan Stevens und seiner sones for christmas E.P.-Sammlung (siehe Rezension weiter hinten]. Selbstverständlich Lichtjahre entfernt von der alljährlichen Corporate-Pop-Weihnacht der Celine Dions und Mariah Careys, orientierte sich die eigensinnige Indie-Heroine mit der romantischen Ader nach eigenem Bekunden und herrlich hörbar an den klassischen Weihnachtsalben der Crooner der 4uer/50er/60er-Jahre mit ihren firlefanzfreien Lounge-Arrangements. ONE MORE ORIFTER IN THE SNOW ist eine bewusst nostalgische, aber nicht kitschelnde, wunderschön warme, klangsatte Platte, die in ihrem gimmickfreien Sound-Purismus sogar auf gängige „weihnachtliche “ Schlüsselreize wie Glockenspiele oder Tnangel-Gedöns verzichtet, dafür zwischendurch mal einen gemütlichen Twang aufsetzt. Mann covert Obskureres wie den von Sinatra gesungenen Jimmy-Webb-Torchsong „Whatever Happened To Christmas“, lässt mit dem musicalesk aufbrausenden 40 Jahre alten Dr.-Seuss-Kinderlied „You’re A Mean One, Mr. Grinch“ die einzige getösigere Stelle des Albums vom Stapel (Gast: Grant Lee Philips] und gewinnt in herrlich lullenden, melancholisch verschleppten Versionen amerikanischen Wald-und-Wiesen-Standards wie „White Christmas“, „Have Yourself A Merry Little Christmas‘ und- oh ja „Winter Wonderland“ noch einmal neue, zauberhafte Nuancen ab. Music to lay back in a Schneewehe.