Keth Jarrett – The Carnegie Hall Concert
„Part VI“: eine heftige, spröde und ungezähmte Tour de force, in der Keith Jarrett über Stock und Stein improvisiert, Haken schlägt, verkantet, die Tasten durchknetet und virtuos aufschreckt. Was aber mit „Part VII“ folgt, ist einmal mehr der schlagende Beweis, wie viele Herzen in der Brust dieses vor Fantasie übersprudelnden Musikers schlagen. Mit sonor-knackigen Akkorden in der linken Hand, einer auf Anhieb ins Ohr gehenden Melodie in der rechten und einer Art Bass-Drum in den Fufisohlen malt er eine Hymne in den Himmel, die nur einen Makel hat: Sie dauert noch nicht mal acht Minuten. Aber was Jarrett in dieser Zeitspanne da aus einem Thema macht, das ein Gospel-Zwitterwesen aus Bob Marleys „No Woman No Cry‘ und „Let It Be“ von den Beatles sein könnte, ist die mitreißendste Jazz-Prozession der letzten Jahre. Allein nach diesen beiden Stücken würde anderen Pianisten die Puste ausgehen. Nicht Jarrett, der da bereits fünf hinter sich hatte, in denen er seinen ganzen Erfahrungsschatz von Klassik, Blues und Fusion mit dem für ihn typischen und ansteckenden Enthusiasmus ausgespielt hat. An jenem 26. September 2005. als Jarrett nach zehnjähriger Soloabstinenz in der New Yorker Carnegie Hall gastierte, war dieses Jazz-Klavier-Phänomen mit seinen Ideen und Gedanken noch längst nicht am Ende.
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