Ornette Coleman – Sound Grammar
Seit den Paukenschlägen this IS OUR MUsic und FREE jazz war im Jazz nichts mehr wie vorher. Das war 1960. Seitdem hat sich die Szene von den Schockzuständen erholt. Ornette Coleman hingegen ist seiner Kreativität treu geblieben, ihm hat es bis heute nie an Visionen gemangelt. Umso erstaunlicher, dass dieses quicklebendige Kraftpaket am Saxofon mittlerweile von den großen Jazz-Labels die kalte Schulter gezeigt bekommt. Wer sich aber weiter an Colemans unberechenbarem harmolodischen System die Ohren verbrennen und sie in einen Dauerzustand der Höchstspannung versetzen will, für den wirft er ab sofort mit seinem eigenen Label Sound Grammar den Rettungsanker aus. Zehn Jahre nach seinem letzten Studioalbum beginnt die neue Coleman-Zeitrechnung mit einem Paukenschlag. Aufgenommen am 14. Oktober 2005 in Ludwigshafen, sorgte das Coleman-Quartett mit Sohn Denardo [dr] sowie den beiden Bassisten Greg Cohen und Tony Falanga für ein pralles, elektrisierendes und spirituelles Ereignis quer durch so manche bekannte Schluchten und frisch aufgetürmte Gipfel. Mit seinem immer noch brennenden Sound gibt Coleman gleich in „Jordan“ den Startschuss für treibende Exerzitien und Melodie-Zersplitterungen, hat sein berühmter „Turnaround“-Blues selbstverständlich rein gar nichts mit der steifgefracklen Traditionspflege eines Wynton Marsalis zu tun. Dafür steckt zu viel Schwarzpulver drin. Und auch das afrikanisch aufgeladene „Matador“ ist in seiner Expressivität nur eine Vorstufe zum wild wuchernden „Call To Duty“, in dem Coleman mit seinen Musikern Funken sprühen lässt, vor denen man unbedingt in Deckung gehen sollte.
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