Isobel Campbell – Milkwhite Sheets

Das Bild hätte die Unterzeile „Shoegazer Campbell“ Verdient gehabt: Den Kopf nach unten, mit verschränkten Armen, stand die arme Isobel auf der Bühne, sagte nicht viel, hauchte Lieder von ziemlicher Schönheit, strich das Cello oder bewegte, ach, den Schellenkranz. Und weil weit und breit kein Mark Lanegan auszumachen war, kein ausgesuchter Schmierlappen mit starken Armen, durfte ein jeder die Isobel in Gedanken so richtig drücken. Mark Lanegan, der durchaus geniale Duettpartner, ist auch auf dem neuen Album von Isobel Campbell nicht zu finden. Doch diesmal wird der amerikanische Brummbär an der Seite der hauchzarten Schottin gar nicht vermisst. Als Lanegan noch an seinen Vokal-Parts für ballad of the broken seas arbeitete, begann Campbell schon mit den Aufnahmen für ihr nächstes Album, milkwhite SHEETS will den Hörer fast gar nicht mitnehmen, so sehr huscht die Stimme der Campbell im eröffnenden „O Love Is Teasin'“ hinfort. Bald wird aber ein Album draus, eins mit lauter wohlkomponierten, dezent arrangierten Songs, die raffiniert zwischen Tradition und Psychedelic Folk changieren. Sehr still, sehr mystisch. Selbst im Instrumental „James“ mit seinen länglichen, an den frühen Nick Drake erinnernden Streicherparts, findet La Campbell eine ihr angemessene Sprache und Erzählstruktur. Die Stimme ist gar nicht so präsent auf der Platte, und sie verändert sich mit den Liedern, vom klitzekleinen Spatzenpiepen zum ruhenden Folkgesang. der gar nicht so weit von Vashti Bunyan entfernt ist. Womit sich ganz andere Verbindungslinien auftun. Noch ein Bild: Isobel steht an der Straßenkreuzung, Daumen hoch, das Cello fest in der Hand, auf den Lippen ein Lied aus Harry Smiths ANTHOLOSYOF FOLK MUSIC. Sie wartet auf den Bus von Devendra Banhart und seinen Freakfolkfreunden.