Jay Bennett – The Magnificent Defeat

Irgendetwas muss dieser Jeff Tweedy an sich haben, was ihn schwer erträglich macht. Immer wieder laufen ihm die Leute aus seiner Band weg. Zuletzt hat sich Jay Bennett von ihm abgewandt, der bei Wilco lange Zeit ein wichtiger musikalischer Gestalter war. Jay Bennetts Ausstieg aus der Band folgte dem Vernehmen nach eine wahre Familientragödie mit Todes- und Krankheitsfällen sowie der eigenen Ehescheidung. Da kann man schon einmal aus dem Gleichgewicht kommen. Jay Bennett trauerte, verzagte aber nicht. Er schloss sich in sein Studio ein, erlebte einen therapeutischen Adrenalinstoß nach dem anderen und schrieb an die siebzig Songs, von denen es nun eine Auswahl auf das Album the magnificent defeat zu hören gibt. Vom ersten Akkord an wird klar, dass den Musiker keine Zwänge belasteten.

Jay Bennett wollte loslassen und das spielen, was ihm gerade so in den Sinn gekommen ist. Dadurch klingt das Album gelegentlich zwar etwas durcheinander, andererseits aber auch sehr direkt und angenehm unberührt. Der Opener „Slow Beautifully Seconds Faster“ hört sich an, als habe Paul Westerberg an zu vielen Keyboards herumgespielt. Wie durch ein Wunder wurde aber doch noch ein halbwegs ordentlich strukturierter Song daraus. Westerberg ist ohnehin ein wichtiger Einfluss auf dieser Platte. Der zweite heifit Elvis Costello. Denkt man sich die Sitar-Akkorde weg, bringt „The Palace At 4arn“ Erinnerungen an Zeiten zurück, als der Engländer zum ersten Mal zusammen mit den Attractions auf sich aufmerksam machte. Derlei ausgelassen ausgelebte Anglophilie wäre bei einer Band wie Wilco sicher nur schwer vorstellbar gewesen. Erst Recht das durch und durch positive Statement „I’m feelin‘ fine“. Aber man nimmt es Jay Bennett ab, dass er sich in der Solokonstellation wohl fühlt. Warum auch nicht? Die Niederlagen liegen hinter ihm, jetzt könnte wieder eine Siegesserie losgehen.