Artist Unknown – Present
Ihr erstes Album hieß future. Das neue soll sich dem Titel nach offenkundig mit der Gegenwart beschäftigen, aber dafür gehen Artist Unknown – die anonym bleiben wollen stilistisch zu weit in die Vergangenheit der elektronischen Musik zurück. Zu Kraftwerk natürlich und zu den Acts, die in der Folgezeit von den Düsseldorfer Elektronikpionieren beeinflusst wurden. Zu Cabaret Voltaire, SPK, den ganzen Prä-EBM-Bands. Der Track „Demons & Girls “ könnte auch vom ersten Nine-Inch-Nails-Album stammen, klingt letztendlich aber freundlich wie ein Popsong auf Synthesizer-Basis. Fast hat man den Eindruck, Artist Unknown fänden alles besser, was früher war. Einmal beschwert sich das Duo sogar explizit darüber, was heute so alles passiert: „Your sly jokes when I’m drunk, there’s stains on your shirt and a grin on your pale face, it was Sun at naon, now there’s only stainless steel and no one does those funny headspins anymore.“ Keine B-Boys mehr, keine Partys mehr bis in den Nachmittag hinein. Schon schlimm! In so einem Moment machen sich Artist Unknown als alte Hasen angreifbar, die das Hier und Jetzt nicht mehr verstehen könnnen. Das ist unnötig, denn mit ihrer Musik beweisen sie ja durchaus Gespür für Befindlichkeiten in der elektronischen Szene der Gegenwart, besonders für den Underground-Electro-Soundvon jüngeren Kraftwerk-Adepten wie Dopplereffekt. Wie sich dieser Widerspruch wohl künftig entwickeln wird? Wir werden es weiter beobachten und warten darauf, was Artist Unknown für ihr drittes Album „Past“ so alles bereithalten.
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