Robbie Williams :: Rudebox

Retro-Electro-Hip-Hop-Euro-Trash: die neueste Verzweiflungstat einer verlorenen Seele.

Mei, der Robbie Williams, da hat er mal was ganz Verrücktes ausprobiert. Ein Album, mit dem keiner gerechnet hat. Total anders als alles, was er vorher gemacht hat. Ein 80er-Jahre-Retro-Electro-Hip-Hop-Euro-Trash-Album mit den richtigen Produktions-. Songschreib- und Duettpartnern (Soul Mekanik, Pet Shop Boys, William Orbit, Joey Negro, Mark Ronson) und den richtigen Coverversionen – „King Of The Bango van Manu Chao, „Louise „von The Human League. „We’re The Pet Shop Boys“ von My Robot Friend. das auch von den Pet Shop Boys gecovert wurde. Nur ist rudebox trotz seines gewollten Andersseins leider auch kein Gegenbeweis dafür, dass die Qualitäten von Williams in außermusikalischen Bereichen liegen. Er sieht gut aus. Er ist ein super Entertainer. Er hat sich nach dem Ende von Take That neu erfunden. Nur seine Alben will man sich nicht anhören, wenn man mehr als zwei von anderen Künstlern zu Hause rumstehen hat. Natürlich ist rudebox „mutig“, weil es Robbie Williams‘ Fans irritieren muss, weil er sie vordergründig nicht mit dem bedient, was sie von ihm erwarten. Space-Country-Blues, circa Primal Scream End-90er („Viva Life On Mars“), Disco-Funk-Soul-Feger mit Prince-Stimme („Lovelight“) und ca. viermal The-Streets-Hip-Hop mit original Mike-Skinner-Cockney-Stimme. Immer wieder kommt ein Fiepsen aus der Spielekonsole, eine düstere Bassline, ein trockener Electro-Beat. Aber Robbie Williams geht nicht den ganzen Weg, weil er nicht den Mut dazu hat. Deshalb münden die „mutigen“ Electro-Funk-Hip-Hop-Versuche nach kurzer Zeit im üblichen schmierlappigen Pathos-Pop. Dazu gibt es autoreferenzielle Texte, von einer beängstigenden Verzweiflung für jemanden, der Anfang 30 ist. Vielleicht hat Williams erkannt, dass kein Unterschied darin besteht, ob er als Boygroup-Mitglied oder als „ernst zu nehmender Solokünstler“ in der Vermarktungsmaschinerie der Musikbranche verheizt wird. Vielleicht ist rudebox ein Aufschrei, ein Versuch der Emanzipation, damit sich alles irgendwie doch zum Guten wendet.