Air – Late Night Tales

Die unbequeme Wahrheit über Air liest sich so: Ihr Debütalbum moon safari war 1998 ein auf den (Zeit-)Punkt gebrachtes Meisterwerk aus Ambience, Analogsynthesizern und richtig guten Songs. „Cinematographisch“ sollte man danach Musik nennen, die wie der Soundtrack zu einem imaginären Film klang. 1999 folgte dann der richtige Soundtrack zu Sofia CoppolasTHE VIRGIN suicides, ein weithin unterschätztes Album. Unterschätzt, weil es für manche lediglich ein Versprechen auf das nächste „richtige“ Air-Album gegeben hat, das bisher kein „richtiges“ Air-Album einlösen konnte. Nie mehr waren Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel besser als auf dem Coppola-Soundtrack. Punkt. Jetzt legen die Franzosen auf ihrer Ausgabe der late night tales so schonungslos ihre Einflüsse offen wie vorher nur Jamiroquai in dieser Mix-CD-Serie. Das Set von Air ist eine Ode an den schäfchenwolkigen Wohlklang, mit warmen Analogsynthesizern, opulenten Streichern – ein rundum gelungener Balanceakt zwischen Ambient und Songformat, so einnehmend, dass dem Skeptiker das Wörtchen“.Kitsch“ im Halse stecken bleibt. Die Eckpunkte-, The Cure, Japan, Scott Walker. Robert Wyatt. Lee Hazlewood, Nino Rota, Maurice Ravel. Das alles wird von Godin und Dunckel so kunstvoll ineinander verwoben, dass selbst „I Shall Be Released“ in der Version von The Band wie ein verschollener Air-Song klingt. Und: Vielen Dank für Black Sabbaths „Planet Caravan“!