Luomo – Paper Tigers
Man durfte Luomo für sein 2003er Album the present lover schon ein bisschen Größenwahn bescheinigen. Das Album war damals mit großem Brimborium bei einem Major-Label erschienen. Die Majors hatten Anfang des Jahrzehnts ja gedacht, dass elektronische Musik das neue Ding war, obwohl sie das gerade zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gewesen ist. Hardliner witterten den Ausverkauf und vergällen dabei, dass Luomo mit voller Absicht als das „zugänglichere‘, vielleicht auch kommerziellere Projekt des finnischen Produzenten Vladislav Delay gedacht war. abseits von seinen ambient-technoiden Erkundungen. Und so gesehen war ein Album wie the present lover mit seinen schmeichelnden Vocals noch meilenweit entfernt von dem, was im Allgemeinen so die Wodka-Bull-1-Euro-Sonderaktion-Großraumdisco beschallt, paper tigers, das dritte Luomo-Album, ist eine Spielwiese, auf der Vladislav Delay Rhythmus, Beat und Tempo erkundet; Kategorisierungen wie „experimentell“ und „kommerziell“ haben hier keine Bedeutung. Wie in „The Tease Is Over“ jazzige Vocals [Johanna livanainenl und minimal-housiger Vibe mit Clicks & Cuts-Ästhetik einhergehen, ist typisch für das musikalische Selbstverständnis von Luomo: nur nicht zu puderzuckrig werden, lieber noch einen kleinen Störfaktor in die heile Welt setzen. Gleich anschließend („Cowgirls“) gibt es den verspielten (instrumentalen) dubbigen Electro-Track. Und „Good To Be With“ müsste in einer gerechten Welt ein Chartshit sein, aber ungerechte Welten kennen keinen Sinn für Spielereien mit rhythmischen Brechungen und hypnotischen Soundkonstruktionen.
VÖ: 13.10.
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