David Gilmour – David Gilmour About Face

Als David Gilmour sich 1977 im zehnten Jahr seiner Pink-Floyd-Zugehörigkeit dazu entschloss, ein Soloalbum aufzunehmen, war er keineswegs der Erste im nicht mehr ganz so eingeschworenen Gruppenverband. Diese Ehre gebührt seinem heutigen Intimfeind Roger Waters, der schon anno 1970 mit dem atom heart MOTHER-Arrangeur Ron Geesin den reichlich verworrenen Soundtrack MUSIC FROM the body einspielte. David Gilmours Intention, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt eine eigene Karriere anzuvisieren, war – das gab er Jahrzehnte später preis nicht ohne Hintergedanken und diente vor allem dazu, dem immer dominierenden Roger Waters einen vor den Bug zu knallen. Auch sonst schien die eher hektische Lebensphase gegen eine künstlerische Setbstverwirklichung zu sprechen: Die Studioaufnahmen für das Pink-Floyd-Album animals lagen hinter, die noch nervigeren von the wall vor ihm. 1977 war aber auch das Jahr, als Gilmours Schützling Kate Bush mit the kick inside debütierte. Ein Anflug von Nostalgie, aber auch die damals gerade bahnbrechende Punk- und New-Wave-Bewegung mochte mit dazu beigetragen haben, dass der einstige Jugendfreund und spätere Ersatz von Pink-Floyd-Gründer Syd Barrett die ehemaligen Kollegen Rick Wills IBass) und Willi Wilson ISchlagzeugl seiner ersten Profi-Formation Jokers Wild zu den Sessions für David gilmour 4 einlud. Musikalisch entfernte sich Gilmour mit zum Teil rein instrumentalen Kompositionen und introspektiv Balladeskem wie „Mihalis“, „So Far Away“ und „Raise My Rent“ nicht sonderlich weit vom verkifften Floyd’schen (Euvre. Interessant immerhin auch eindeutige Botschaften an Waters Adresse in „There’s No Way Out Of Here“ und „I Can‘ Breathe Anymore“. In den drei hypnotischen Rock-Stimmungsbildern „Cry From The Street“, „Short And Sweet“ und „Deafinitely“ fährt David Gilmour mal richtig die Fender Stratocaster auf dem bis zum Anschlag aufgedrehten Marshall-Verstärker aus. Mag David gilmour auch noch so vielversprechend klingen, beim Nachfolge-Album about face 2 sechs Jahre später musste der Multiinstrumentalist Farbe bekennen: Zwar überzeugt das Songmaterial rundweg, aber leider nicht die oftmals auf schrammelnde Sequenzer und hohle Linn-Drums ausgerichtete Produktion. Selbst das sonst bei David Gilmour stets so geschmackssichere Mid-Tempo wie in „Murder“. „Love On the Air“ und „Out Of The Blue“ verpufft in der mit Euphorie betriebenen, auf hunertprozentige Digitalisierung ausgerichteten Studiotechnik der mittleren 80er Jahre. Einen obligatorischen, dezent zwischen Disco und Funk oszillierenden Tanzflächenfüller – in der Maxi-Version sicherlich auch im endlosen Extended Mix – gab’s auch mit dem Brass-getriebenen „Blue Light“.