James Morrison – Undiscovered
Er sieht aus wie Beck. Macht er den Mund auf und singt, hat es eher den Anschein, als stünden Stevie Wonder oder Terence Trent D’Arby vor dem Mikrofon. Die Geschichte dazu ist schnell erzählt. Junger Engländer mit Vergangenheit als Autowäscher hört sich in den Soularchiven um und trifft mit seinem Debütalbum bemerkenswert oft den richtigen Ton. Das findet angeblich auch Jerry Wexler, der legendäre Hausproduzent der legendären Labels Atlantic und Stax. James Morrison verfüge über eine Stimme, an die man sich immer wieder erinnert, hat man sie einmal gehört, findet der Altmeister. Wir wollen die Kirche dann aber doch im Gospeldorf lassen, Herr Wexler! Morrison ist ein typischer postmoderner Popinterpret mit Soulvorliebe. Er nimmt sich von vielen Quellen etwas und vermischt es zu einem Ganzen, das die alte Schule des Südstaatensoul wieder aufleben lässt. Kann man grundsätzlich nichts gegen sagen. Wo aber bleibt die persönliche Kontur des 21-Jährigen? Was kann er dem gängigen Kanon noch an eigenen Beiträgen hinzufügen? In „One Last Chance‘ erlebt man einen seltenen Moment trickreichen Erfindungsgeists. Hier greift James Morrison weder verwandt noch verschwägert mit Van oder Mark] die moderne RnB-Ästhetik mit akustischen Mitteln auf und steckt einen R. Kelly damit in den Weichspülgang, wo dieser auch hingehört. Der orientalisch anmutende Streichersatz in „Under The Influence“ ist auch nicht dem Repertoire einer Standardproduktion entnommen. Auch gut also. Aber von solchen Ausweichmanövern hört man auf dieser Platte zu selten. James Morrison geht zu Anfang der Karriere noch auf Nummer sicher, damit der größtmögliche Konsens gewahrt bleibt. Der Erfolg ist voraussehbar. Über seine Chancen, sich dauerhaft im Künstlerspektrum zu etablieren, können wir uns ja später unterhalten. VÖ – 29.9.
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