Kelis – Kelis Was Here

Schon komisch, dass Kelis Rogers im Titel ihres neuen Albums die Vergangenheitsform wählt. Im ersten Moment hat es deshalb den Anschein, sie betrachte das Musikrnachen als erledigt und verabschiede sich mit einem „Best Of“-Album. In Wahrheit ist das genaue Gegenteil der Fall. Für sie geht es noch einmal von vorne los. Zum ersten Mal in ihrer Karriere gibt es keine Beiträge von ihren Entdeckern The Neptunes mehr zu hören. Das heißt, eigentlich doch. Nominell sind Pharrell Williams und Chad Hugo nicht mehr vertreten, aber ihr Sound lebt stellenweise noch fort. „Handful“ und „Aww, Shit!“ erinnern beide stark an „Drop It iLike ist Hot]“, den großen Neptunes-Geniestreich mit Snoop Dogg. Nur kicken diese Tracks nicht so wie beim Original. Womit das Grundproblem dieses Albums angerissen ist. Es gibt einige wirklich hübsche Songs zu belauschen, die eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite abdecken. „Blindfold Me“ ist der Clubbanger, „I Don’t Think So“ hat einen Glam-Rock-Groove wie bei T. Rex, in „Appreciate Me“ steckt der Gospel. „Have A Nice Day“ enthält brasilianische Perkussionelemente, „Trilogy“ und „Living Proof erinnern an den 80er-Funk von Mtume und der S.O.S. Band. So viel Abwechslung bietet die durchschnittliche R’n’B-Diva normalerweise nicht an. Andererseits hat man nicht immer das Gefühl, dass es zu zwingenden Ergebnissen führt. Wie schon auf dem letzten Busta-Rhymes-Album. auf dem Kelis ja auch zu hören ist, macht sich hier ein Trend zur Gemütlichkeit bemerkbar, der vieles harmlos erscheinen lässt. Ein paar neckische Dinger hat man sich aber natürlich schon ausgedacht. Zum Beispiel den rüden Electro-Song „Fuck Them Bitches“. Aber das ist ausgerechnet der versteckte Track am Ende der Platte… VÖ – 8.9.