Yo La Tengo :: I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass Matador/Beggars/Indigo

Erstmal anschwitzen. Für Yo La Tengo heißt das: im Gitarrenkrach versinken, Feedback ist eine gute Sache zum Warmwerden. Zehn Minuten lang. Nichts leichter als so ein dampfender Soundhaufen! Später können sie weich und wattig und sphärisch werden, ihren Stücken Form und verschiedene Klangfarben geben. Yo La Tengo hauen ihr monumentales Wissen in Songs und Melodien, die einmal über die Zeit hinwegfahren: Post-Velvet, Prä-Grunge, Vergesst-die-Strokes und Fake-Kammermusik. In diesen Wechselspielen haben Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew sich kontinuierlich aus den Saisonspielplänen des Rock und Pop katapultiert. Und wenn man das alles jetzt so hört. 20 Jahre nach den ersten Aufnahmen der Band aus Hoboken, New Jersey, möchte man vor Freude jubeln. Auf dem Album SUMMER SUN vor drei Jahren wurden noch die katatonischen und nervenaufreibenden Episoden vermisst, einfach nur schön sein durfte ein Yo-La-Tengo-Album nun mal nicht (es machte trotzdem Freude). I am not afraid of you and i will Beat your ass ist eine Werbeveranstaltung für den alten Schweden Indie-Rock geworden, ein Irrgarten der Stimmungen und Illuminationen, in dem die Lichter permanent an- und ausgeknipst werden – auf einer Strecke von 15 Songs und über 60 Minuten. Für Großproduktionen sind Yo La Tengo ja auch bekannt: Die Retrospektive PRISONERS OF LOVE: A SMATTERING OF SCINTILLATING SENESCENT SONGS 1985-2003 (2005 veröffentlicht) umfasste drei CDs und 42 Songs; ein paar davon hatten es vorher nie auf Platte geschafft. Was wir jetzt hören, kriegen andere Bands auf fünf Alben nicht zusammen, Yo La Tengo haben zwei Zehnminüterdraufgepackt, einen Beinahe-Latin-Hit („Mr. Tough“), einen Soulworkshop, der aus Fela Kutis „Shrine“ stammen könnte, eine herzliche Schrabbel-Musik („Beanbag Chair“) und die länglichen Skizzen aus dem Hinterland der Americana („I Feel Like Going Home“). Warum das alles immer noch (und schon wieder zusammen) geht, in der Breite, in derTiefe und nach viel zu vielen Jahren auf dem Buckel, um sich nicht schon viel zu gut zu kennen, wissen wir auch nicht. Aber ehrlich gesagt wollen wir ’s auch nicht wissen, Yo La Tengo sollen bleiben, was sie sind: das Wunder von Hoboken. VÖ; 6.9.

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