Folk Off

Natürlich klingt der Titel dieses Samplers ein bisschen arg gewollt. Was aber wiederum auch daran liegt, dass man Gewächsen, die im Gemüsegarten des Folk sprießen, den schnörkellosen Stinkefinger gar nicht zutrauen würde. Und wenn man sich durch die 30 Songs von folk off mal durchgehört lund zuweilen auch: durchgearbeitet) hat, muss man leider auch sagen: Vorurteile sind immer auch Urteile, und etliche Klischees bestehen vollkommen zu Recht. Lauscht man eher mäßig ergriffen This Is The Kit und ihrem“.Two Wooden Spoons“, denkt man ebenso spontan wie nachhaltig: Mama, kauf mir bequemes Schuhwerk – ich muss den ganzen Tag in der Fußgängerzone Gitarre spielen. Während andere ebenso gut gemeinte wie im Folk geerdete Lieder folgende dringende Bitte nach sich ziehen: Mama, bind mir Blumen an die Brille, ich muss in den Krieg ziehen. Doch genug genölt: FOLK off hat seine hellen Momente, es gibt de facto etwas zu entdecken respektive wieder zu erkennen auf dieser Compilation. Zu der ersten Kategorie gehören ohne Frage Tunng mit ihrer „Stripped-to-the-bone“-Version von „The Pioneers“ von Bloc Party, desgleichen erfreulich: der murmelndnonchalante Sprechgesang von James Yorkston in „Woozy With Cider“. In der Deja-vu-Abteilung erfreuen Vashti Bunyan und der hoffungsvollste Singer/Songwriter-Nachwuchs seit langem, Sufjan Stevens. „Decatur, Or, A Round Of Applause For Your Step-Mather“ heißt sein Titel, und das wirkt natürlich einerseits sperrig – und ist andererseits ein Plädoyer gegen Klischees. Dem wollen wir uns anschließen – und der Stiefmutter auch keinesfalls etwas Böses nachsagen. Sondern ihr beherzt zwei Worte zuwerfen: „Folk on!‘

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