Justin Balk, Golden :: VÖ: 18.8.

Der Mainstream ist ein breiter Fluss, auf den man sich erstmal trauen muss. Justin Balk tut’s. Ein paar wenige mögen ihn noch aus den 90er Jahren kennen, damals war er Sänger der ziemlich überhaupt nicht guten Cucumber Men. Im Jahr 2003 veröffentlichte er dann sein Debütalbum JUSTIN BALK. Die Platte war nicht sensationell, aber Balk hatte zu einem eigenen Stil gefunden – keine Selbstverständlichkeit im hierzulande verbreiteten „irgendwie Indie-mäfiigen“ Gepoprocke. Der Hamburger hatte den Gitarrenrock alter Schule für sich entdeckt: Bruce Springsteen, Tom Petty. den frühen Rod Stewart – alles ehrbare Referenzen, die heute kaum noch einer rafft. Jetzt bringt er sein zweites Album GOLDEN raus. Die Geste ist immer noch dieselbe, nur die Produktion ist weitaus besser. Jetzt, im besseren Licht, fallen zwei Sachen auf: Erstens: Justin Balk kann sagenhaft gute Songs schreiben: lässige Akustikgitarren-betriebene Poprock-Nummern, wie sie hierzulande sonst keiner hinkriegt. Und zweitens: Balks Texte sind eine Katastrophe. Was wirklich bedauerlich ist, denn die Musik ist bei aller Gelacktheit gekonnt und schlau arrangiert. Mehrmals pro Song verhebt sich der 32-Jährige an den Kantigkeiten der deutschen Sprache und tappt in jede selbst gestellte Falle: Wenn er lässig reimen will, drischt er Phrasen Lieh sage: MV /komm auf’n Sprung vorbei }, wenn er berühren will, wird er dummdreist [„Sei mein Freund, sei bei mir /sei ein Freund für mich wie ich’s bin für dich], und wenn er originell sein will, wird er modernistisch moralisierend: „Es geht nicht darum, wie viel Einträge du bei Google hast. „Autsch!“ Vieles auf diesem Album klingt infolgedessen wie ein „Neon „-Artikel, der von einer Lagerfeuer-Gitarre untermalt wird. Gab’s zwar bislang noch nicht, ist aber leider, um mit Terence Hill zu sprechen, „gar nicht mal so gut“. Dann wieder gibt es Zeilen, die in ihrer selbstverliebten Geschraubtheit schlichtweg keinen Sinn ergeben: „Der Sänger singt ein Lied, ein paar Leute hörn ihm zu/im Geiste seines Angesichts kommt er nicht zur Ruh“. Wie belieben? Justin Balks gestelzter Gesangstil ist Geschmacksache: Er kann tatsächlich singen, erliegt aber dem Irrglauben, deutsche Texte klängen geschmeidiger, wenn sie mit einem englischem Akzent vorgetragen würden Isiehe auch: Thees Uhlmann. Bernd Begemann, Kim Frank], Das kann man zum Kotzen finden, das kann man aber auch als breitarschige Coolness durchgehen lassen. Vorschlag: unbedingt weitermachen! Aber fürs nächste Mal bitte einen Co-Autor engagieren, der die textlichen Gutgemeintheiten mal ordentlich durchfegt.

www.justinbalk.de