Raphael :: Caravane Capitol/EMI

Endlich auch was für die Frauen! Nach all den gutaussehenden Chansonsängerinnen mit den einschmeichelnden Stimmen, die in den letzten Jahren im Gefolge von Nouvelle Chanson & Co. über den Rhein gekommen sind, kommt ein echter Beau, blendend aussehend, mit einer Wagenladung voll Charme ausgestattet, einer höchst sympathischen Stimme und sehr schönen Chansons über die Liebe und den ganzen Rest. Der in der Pariser Banlieue, den Vororten, aufgewachsene Raphaet Haroche ist in Frankreich seit letztem Jahr der große Star. Sein drittes Album caravane ging bei unseren Nachbarn eine Million Mal über die Ladentheken, war die bestverkaufte Platte 2005. Mit einem Jahr Verspätung wird das Album nun auch hierzulande veröffentlicht. Mehr als die Hälfte der Songs sind großartig, einige zum Niederknien schön. Wie „Les petits bateaux“, der ruhige Titelsong und das luftig-lockere, von einem flotten Chanson-Folk-Beat getragene „Ne partons pas faches“, das uns, mit seiner Mandoline und Mundharp etwas Dylanesk die Lebensweisheit mit auf den Weg gibt: „Gehen wir nicht im Streit auseinander, dos lohnt sich nicht. ‚ Auch sonst sind die Texte im positiven Sinne schlicht, durchaus poetisch, manchmal etwas pathetisch, und gelegentlich streift der 30jährige auch schon mal die Gesellschaftskritik. Wie in den beiden Singles „Et dans 150 ans“ und „Schengen“. Mit „Chanson pour Patrick Dewaere hat er dem 1982 früh im Alter von 35 verstorbenen Schauspieler ein Denkmal gesetzt. Wobei im Zentrum des Ganzen natürlich „L’Amour“ steht. Sagen Sie, lieber Leser, doch ihrer Angebeteten auch einmal: „Es ist gut, heute am Leben zu sein, auf derselben Erde wie du.“ Verpackt ist das Ganze in melodische und harmonische Popsongs, die Chanson und Folk, manchmal auch ein wenig Rock atmen.

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