Ann Peebles, Brand New Classic

Wer mag schon den Regen? Aber auch wenn Ann Peebles ihn haßte, brachte er ihr den Überhit ihrer Karriere: „I Can’t Stand The Rain“. Ihr neues Album stellt die Songs aus den Tagen, als Peebles mit dem Hi-Label den Memphis-Soul regierte, neben ein unpeinliches, weil dezent umarrangiertes „I Want To Know What Love Is“ von Foreigner, BRAND NEW CLASSICS, der Titel ihres Albums, verspricht Konzept. Alles und Bekanntes, Altes und Vergessenes, Altes, aber Fremdes in einem akustischen Soundgewand. Und, eigentlich, wie bei jeder Musik, die das Label „akustisch“ als Qualitätsmerkmal trägt, ist auch hier nicht klar, warum ein E-Baß und eine alte B3-Orgel mitspielen dürfen, die E-Gitarre aber vor der Tür bleiben muß. ob „akustisch“ nicht eine Genre-Bezeichnung zur Köderung bestimmter Käulerschichten geworden ist. Ohne sich mit der Frage nach guter und böser Elektrik zu quälen, hat dieses Album einen festen Klangstil. Vor Publikum spielen die ersten zehn Songs, und schon die Art des Applauses zeigt: Hier regiert der Sitzplatz. Läßt man sich ein auf diese Gesetztheit, funktioniert sie mit einem Mal gut mit Peebles Stimme, deren sympathische Eigenschaft darin besteht, sich eben nicht lächelnd um sich selbst im Licht des Spots zu drehen. Natürlich ist ihre Stimme seit Hi-Zeiten ein wenig nachgedunkelt, spielt sie mit ihrem Alter, aber selbst damals schon hatte ein Shout-Off von Peebles etwas Nachdenkliches. „Walk Away“, ihr erster Song für Hi, war damals der Song eines Mädchens, das losrennt, bevor sie weint, heute ein Stück einer Frau, die sich lächelnd an ihre Jugend erinnert und viel davon bewahrt hat. Diese Stimme trampelt nicht über ihre Mitmusiker hinweg, sie geht mit ihnen. Fünf Studioaufnahmen sind angehängt. Ein halbglücklich machendes, recht forciertes „I Can’t Stand The Rain“, natürlich, aber auch ein trockenes Stones-Cover „Miss You“ und eine straighte Version von Claptons „Tears in Heaven“. Abschließend darf noch Ehemann und ebenfalls Ex-Hi-Künstler Don Bryant mit einer recht süßlichen Gospelnummer ran. Er soll uns demnächst den Herrn auch auf voller Albumlänge nahebringen. Wunderbar, die Dame wiederzuhören, aber diese Stimme würde leicht auch neues Material vertragen und sich heute noch mit einer E-Gitarre gut verstehen.

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