New York DolIs :: One Day It Will Please UsTo Remember EvenThis Roadrunner/Universal

Diese Platte ist, auch wenn er nicht beteiligt war, Arthur Harold Kanes Vermächtnis, denn er hat die schönste Band der Welt gegründet und über fünf chaotische Jahre zusammengehalten, ehe er 2004 ein paar Tage nach der (Morrissey zu dankenden] leibhaftigen Vergöttlichung plötzlich starb. Für ihn wäre diese Platte vielleicht kein Triumph, aber die Erfüllung eines Lebenstraums gewesen. Er ist nicht der einzige Tote: Johnny Thunders ging lange vor ihm auf erbärmlichste Weise, Jerry Nolan folgte, und von Billy Murcia wollen wir gar nicht reden – der war schon tot, als alles richtig losging. 1972. Kein Wunder, daß aus David Johansen, der Flatterschwuchtel mit der Stimme eines nikotinsüchtigen Auerhahns, später einer der größten Bluesinterpreten unserer Zeit wurde – er und Sylvain Sylvain sind die Rest-Dolls auf dem dritten Album, das selbstverständlich nicht die historische Bedeutung hat. die die ersten beiden von 1973 bzw. 1974 haben. Aber man vergißt gerne, daß die New York Dolls nicht nur bedeutend waren, stilbildend, bahnbrechend usw., sondern vor allem eine großartige Rockband mit mehr Glam als Sweet. T. Rex und Gary GUtter zusammen. Was bleibt davon ohne Herz, Seele und Motor der Band, an deren Stelle ein paar Hollywood-Rocker Verruchtheit proben? Seien wir ehrlich: nicht viel. Immerhin: Wer sich vorab hämisch die Hände reibt und den Quadratmüll, den etwa Mick Jagger ohne Richards und Watts fabriziert hat. als Referenz heranziehen möchte, wird [auchl enttäuscht. Was ist es also, dieses Unikum von drittem Album 32 Jahre nach dem zweiten? Eine wüste, turbulente, herzlich altmodische, vor Spiellaune und gesunderwachsenem Übermut sprühende Rock-n-Roll-Platte mit ein paar blauen Momenten und jeder Menge „Los Jungs, wir brettern die ganze Nachbarschaft nieder‘-Dröhnkanonaden, mit denen man zwar nicht die Zeit zurückdrehen kann (wer auf eine Emulation von Thunders‘ genialisch dramatischen Schräg-Soli hofft, lebt in der falschen Welt), die aber ausreichen, um jede müde Biertrinkerparty in ein Auge des Zyklons zu verwandeln. Trotz der ironischen Warnung im Titel: ein schmerzliches Vergnügen für Dolls-Fans, die keinen Bock auf Legendenselbstkomposlierung, Mainstream-Anklänge und Gäste wie Michael Stipe haben (andererseits: Bo Diddley und Iggy Pop sind auch dabei, fallen aber nicht übermäßig auf], und ein guter Spaß für den Rest der Welt, mit besonderer Empfehlung an alle, die seit 1974 weniger die echten Dolls als die echten Rolling Stones vermissen. VÖ:24.7.

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