Otomo/Laswell/Yoshida – Episome

Am Anfang geht es noch verhältnismäßig klassisch zu. Mit einem von Schlagzeuger Yoshida Tatsuya vorgelegten 4/4-Beat, über den Gitarrist Otomo Yoshihide seine Rückkopplungen ausbreitet und die Saiten glühen und dehnen läßt. So etwas könnte man auch in einem Probekeller hören. Wenn sich junge Männer zu einer Geheimsession treffen, um die unbequemen Geister und Vorbilder aus Rock und Avantgarde neu zu beschwören. Aber dabei kommt es nicht nur auf das Handwerk an, sondern vor allem auf die Intensität. Und davon bringt jedes Mitglied des japanisch-amerikanischen Trios um Bassist Bill Laswell zweifelsohne eine riesige Portion mit. Gitarrist Otomo gehört zu den radikal wagemutigsten Grenzgängern zwischen improvisierter Musik und Rock, und Schlagzeuger Yoshida feuert nicht nur den Saxophon-Terroristen John Zorn regelmäßig an. Und Bill Laswell? Dieses unberechenbare Chamäleon, das mit seinem fettleibigen und narkotisch wummernden Baß zwischen Ambient und Jazz alles veredelt? Sein Name ist zwar auch diesmal Programm gewesen für das Album episome und die fünf Kompositionen. Doch das wirklich durchschlagende Argument ist ihm merkwürdigerweise nicht eingefallen, warum man sich nun getroffen hat. Für auf links gedrehten Rock-Jazz? Dazu bewegen sich die drei Musiker zu sehr an den Noise-Rändern. Oder wollte man elektroakustische Klangskulpturen generieren, bei denen man nicht weiß, wo oben und wo unten ist? Dafür ist die rhythmische Basisarbeil trotz so manch fliehender Kräfte zu konventionell, schaut Otomo bei seinen Akkord-Verwüstungen dem Tornado dann doch nicht so richtig mitten ins Auge. Für „Spin immerhin wurde der Sicherungskasten derart durcheinandergeschüttelt, daß die an dieses Album gestellten Erwartungen wenigstens eingelöst wurden. Übertroffen wurden sie aber nicht.

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