Head Automatica – Popaganda

Es ist noch gar nicht lange her, da war Daryl Palumba ein wütender junger Mann, der ebenso wütende Musik spielte und sich allabendlich die Seele aus dem Leib schrie. Bis er mit Head Automatica ein Nebenprojekt ins Leben rief, sich in Anzug und Krawatte zwängte und sich an 80s Retro-Pop der Marke The Killers, The Strokes und Interpol versuchte. Jetzt geht er einen Schritt zurück- Nämlich in die späten 7Qer – zu Elvis Costello, Joe Jackson, Graham Parker und Nick Löwe. Zu handgemachter Pop-Musik mit wummernder Hammond-Orgel, mehrstimmigem Gesang und einem fetten, superharmonischen Gute-Laune-Sound ä la LOOK SHARP und this year’s model. Meilensteine einer Epoche, die vom allgemeinen Wiederbelebungs-Treiben bislang weitgehend verschont geblieben ist. Nur um Palumbo & Co. jetzt als große, freie Spielwiese zu dienen. Was das Quintett schamlos ausnutzt. Angefangen beim Gesang, der so euphorisch und leidenschaftlich klingt, als stamme er vom jungen Elvis. Dazu verspielter New Wave mit netten Melodien, tollen Gitarren-Licks und cleveren Texten, die sich alle um das eine Thema drehen: Frauen. Die sind mal nymphoman und unersättlich („Scandalous“]. mal die Erfüllung aller Träume LCurious“]. mal die Falsche (..She’s Not It“] und mal die reinsten Männerfresser („Cannibal Girl], Also nichts mehr van wegen weltverbesserischem Idealismus. Revoluzzertum und Anarchie – Palumbo konzentriert sich aufs Zwischenmenschliche, aufs Humorige und auf die kleine heile Welt. Das ist aber auch eine Form von Realitätsflucht. Die inszeniert er in den 14 Stücken gekonnt. Sei es als opulente, schmachtende Balladen, als freche, forsche Rocker oder überdrehten Power-Pop.

Klar, das Ganze rangiert hart an der Grenze zum Plagiat. Nur: Solange sich die Originale an hochtrabender Klangkunst vergehen oder aber abgetaucht sind, bietet Head Automatica ausgezeichneten Ersatz.

www.headautomatica.com