Zeiten des Aufruhrs Elf Arten der Einsamkeit

Zwei Klassiker der US-Literatur, die mehr als nur die Welt erklären.

Haben wir uns beim Hören alter Stooges-, Electric-Eels- u.a. Platten nicht immer gefragt, wie das eigentlich geschehen konnte und woher es gekommen ist? Waren die USA der späten 50er und frühen 60er nicht das Paradies. Idyllheimat kreuzglücklicher Zukunftsmenschen, die in pastellfarbenen Highwayschiffen durch pastellfarbene Vorstädte kreuzten, ein Lächeln auf den Lippen die Wirtschaft voranbrachten, während Mama die pastellfarbenen Kiddies hütete und auf fröhlichen Tupperparties züchtig kicherte, alles bewacht von braven Hündchen und pastellfarbenen Atombomben? Plötzlich so was: ein Abgrund von Kaputtheit, Sex, Gewalt, chemischer Selbstzerstörung. Freilich ist das überzeichnet, und freilich haben diese zwei Bücher nichts damit zu tun, eigentlich. Sie sind 1961 bzw. 1962 erschienen, vor den Beatles. Und es sind ja nur Geschichten:

in „Zeiten des Aufruhrs“ die der Familie Wheeler, die unscheinbar beginnt (mit einei AmateurtheaterauffühTung, in deT das Kommende verborgen angelegt ist) und sich Schritt für Schritt in die Katastrophe steigert, so zwangsläufig einerseits, überraschend andererseits, daß die Spannung haarsträubend und fast unerträglich wird. Das liegt an dem, was passiert, vor allem aber an der Kunst des Autors, die einen ungeheuer wohltuenden Kontrast bildet zu der (in den letzten Jahren bis zum Erbrechen imitierten) Lakoniemaschinerie eines Raymond Carver: Yates kann nicht nur schreiben, er ist ein Meister der Beobachtung, des Details, der Komposition, und er verzichtet auf jegliche Masche, läßt die Welt einfach werden, was sie ist {u. a. erschreckend aktuell und aufschlußreich). Nach Yates‘ Debütroman, an dem der TBC-kranke Kettenraucher/ Alkoholiker fünf fahre geschrieben hatte, legte er den Storyband „Elf Arten der Einsamkeit“ nach, der genauso gut ist, ebenso erfolglos blieb und erstmals deutsch erscheint, wie der Roman annähernd kongenial übersetzt (mit wenigen dummen Fehlern). Es folgten weitere Bücher, die angeblich wenig taugen: wer diese beiden verschlungen hat, wird sich dennoch wünschen, das selbst zu überprüfen (möglichst in einer dieser wunderbaren Manesse-Ausgaben, die einen mal wieder daran erinnern, was echte Bücher sind).