Cream :: Classic Albums: Disraeli Gears
Historisch wertvoll: zwei sehr unterschiedliche Episoden aus dem Supergroup-Kapitel der Sixties.
Die Produzenten der verdienstvollen „Classic Albums“-DVD-Reihe haben es in einem kniffligen Geschäft inzwischen zu beachtlichem Niveau gebracht: Nämlich darin, Dokumentarfilme zu Album-Sessions zu machen, bei denen gar keine Filmkameras liefen. Als Jack Bruce, Ginger Baker und Eric Clapton im Frühjahr 1967 innerhalb weniger Tage ihr Meisterstück aufs Band brachten, dachte noch niemand an DVD-Verwertungen. Darum wird die Entstehungsgeschichte dieses Meilensteins des psychedelischen Bluesrock in einer typischen Doku-Montage aus später entstandenen Live-Aufnahmen und Interviews mit den Beteiligten und Zeitzeugen erzählt. Das funktioniert überraschend gut, und bringt in Erinnerung, daß Cream eben nicht nur für jene Live-Soloexzesse standen, die die Band schließlich auch zerrieben, sondern in ihrer besten Phase (und das war die rund um Disraeli Gears) eine außergewöhnlich kreative und innovative Popband waren. Die wahren Perlen für Fans sind zwei erst kürzlich aufgezeichnete akustische Soloperformances: Clapton spielt dabei „Sunshine Of Your Live“ und „Outside Wornan Blues“, Bruce am Piano „We’re Going Wrong“ – und man staunt wie gut diese Klassiker des elektrifzierten Powertrios als stromlose Kammerstückchen funktionieren (4 Sterne). Knapp anderthalb Jahre nach Disraeli Gears versuchte Clapton dem Superstarrummel durch die Gründung einer neuen Band zu entrinnen – und machte dabei zwei entscheidende Fehler: Er nahm neben Steve Winwood von Traffic und Rick Grech von Family auch Ginger Baker mit in die neue Combo und ließ sie von dem mit allen PR-Wassern gewaschenen Impresario Robert Stigwood managen. Das führte dazu, daß Blind Faith von Beginn an als die neue Supergroup in der Nachfolge von Cream gehandelt wurden – und gleich bei ihrem ersten Konzert, das die Band mit nur wenigen Proben im Rücken und einem lediglich 40 Minuten langen Repertoire gratis am 7 Juni 1969 im Londoner Hyde Park gab, geschätzte 150 000 Zuschauer aufkreuzten. Diese wohl bestbesuchte öffentliche Bandprobe der Rockgeschichte an einem Sommernachmittag wie aus dem Hippie-Bilderbuch war für alle Beteiligten eine friedlich-entspannte Angelegenheit – nur nicht für die vier auf der lächerlich unterdimensionierten Bühne. Clapton (der während des Gigs kurz versucht hatte, sich seiner Gitarrenheldenrolle zu entziehen, indem er hinter Schlagzeuger Baker Position bezog) war mit der Performance so unzufrieden, daß er die Veröffentlichung dieses Filmmitschnitts jahrzehntelang unterband. Was schade ist. denn abgesehen vom profillosen Blues „Sleeping On The Ground“ und einer verwackelten Fassung des Stones-Klassikers „Under My Thumb ließ die Musik durchaus erkennen, welch großes Potential in dieser Band lag. Das gute einzige Album von Blind Faith wurde denn auch ein Bestseller – dennoch ging das Abenteuer schlecht aus, bevor es richtig angefangen hatte. 3 Sterne
www.angelfire.com/wi/blindfaith
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