Lotterboys – Animalia

Diese Platte hat ganzviel Baß und Rhythmus und sie will Rock’n’Roll sein. Das wird schon in den ersten Zeilen deutlich: „I wanna talk obout the place I was born. Detroit Motor City get down …“, gesungen mit der seltsam artifiziellen Inbrunst eines Möchtegerns, der sich da hineinfühlen möchte in diese Stadt, ihren Spint. Aber es mißlingt, in etwa wie bei Depeche Mode, als die auch mal über die „Route 66“ düsen wollten. Doch Obacht, dem singenden Lotterboy widerfährt hier zumindest faktisch Unrecht. Denn es handelt sich um Mack Goudy Jr., der als Paris The Black Fu bei den P-Funk/Techno-Brüdern Grand Pubahs den multipersönlichen, aber zumeist ziemlich willigen und mutwilligen Mann gibt. Und die Grand Pubahs kommen nun tatsächlich aus Detroit. Die anderen beiden Lotterboys nennen sich Fetisch und Shapemod und lassen es wochentags bei Terranova gemächlicher zugehen. Mit Goudy können sie hingegen so richtig wild sein. Jener als Kellerclub-Tom-Jones auf halbem Weg zu Mike Patton, der Leidenschaftsbekundungen wie „She’s my heroin“ knödelt zu Riffs, die auch Suicide schon bei den Stooges ausgeliehen hatten oder bei Black Sabbath. die die Lotterboys der Einfachheit halber gleich covern. „Iron Man“, klar, allein schon wegen des Vocoders. Echte Gitarren können schließlich auch nicht schaden, wenn die Lotterboys dann noch den Sisters Of Mercy eine Akkordfolge abluchsen „Give It Up“), um sie dann schnell wieder wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, weil auch noch Funk und Nu Wave und Disco richtig rangenommen werden wollen. Spaß macht das alles schon, vor allem, wenn man sich dazu bewegt. Für den Anfang am liebsten zu „Can’t Control The Boogie“, in dem Mack Goudy Jr. den hektischen Quassler alter Yello-Schule gibt. Ja sowas, Tanzmusik mit Humor!

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