Justine Electra, Soft Rock :: VÖ: 2.6.

Soft Rock? Eher Bedroom-Blues, Privat-Pop. Die Wahl-Berlinerin kann Songs in einer eigenen Sprache verfassen, singen, loopen, dirigieren undcharmieren, im Zweifelsfalle aus dem Inhalt einer Mülltüte ein Liebeslied schreiben.

Er sagt: „Hallo“. Sie sagt: „Hallo“. Er sagt: „Schöner Auftritt“. Sie sagt: „Danke. Willst Du mein Demo haben? Hier, sechs neue Songs.

Zehn Euro. So geht Kunstanbahnung heute. Das rasante Verkaufsgepräch soll sich zwischen der Musikerin Justine Electra und dem Labelchef Christof Ellinghaus nach dem Electra-Auftritt in der Garagenbar „Waffengalerie“ in Berlin-Mitte zugetragen haben. Christof kaufte und verliebte sich ratzfatz in die sechs Demo-Songs von Justine, die nun das Zentrum des Albums soft rock bilden. Justine Carla Electra Beatty, mit dem Namen kann man eine größere Karriere in Angriff nehmen.. Herausgepurzelt aus dem Hippie-Elternhaus in Melbourne, auf einer Wandergitarre über die Welt gedüst und (nicht ganz zufällig! im Weltendorf Berlin abgestürzt, in besetzten Häusern abgestiegen. Auf sich aufmerksam machte die ausgebildete Sängerin und Pianistin zuerst als DJane, Remixerin und Gastsängerin – und jetzt das. Ein großes WAS steht über dieser Platte, es liegt in fast jeder Zeile, es zielt auf das Private in dieser Popmusik. Justine Electra kann Songs in einer eigenen Sprache verfassen, singen, loopen, dirigieren und charmieren, im Zweifelsfalle aus dem Inhalt einer Mülltüte ein Liebeslied schreiben. Wir hören den Finger auf der Gitarre rutschen [als Sample?], die Geschichte von „Mom + Dad + Me + Mom“, die Justine schon im Alter von acht geschrieben hat, wie sie den Blues der Jahre in einem einzigen Moment komprimiert „see you on the railroad baby“. Der Song glüht rot nach. „Blues + Reds“ stiefelt auf den Beats von NeilYoungs „Out On The Weekend“ in eine blaurote Welt, in der es schon mal knistert wie auf einer totgeliebten Platte, das Knistern gehört dazu wie der Dreikäsehochmouthharptrash aus dem Nebenraum. Diese Songs haben ein riesengroßes Plastikherz, und manchmal macht es peng, und jemand hat im Vorbeigehen reingestochen. Beim „Calimba Song“ tanzt Justine auf den Metallzungen ihres Daumenklaviers, bei „President“ singt sie zwei Lieder in einem, Radio und Herzschrittmacher sind in Betrieb. Justine Electra nimmt all das zu Hause auf, in den endlosen Geräusch-Universen und Fabelreichen zwischen Spülstein und Bedroom. Sie verbindet lose herunterhängende Enden der Popmusik zu infernalischen Privatseancen. Was lesen wir daraus 9 Justine Electra ist eine gute Investition, 13 neue Songs. „Hallo Justine“.

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