Botanica – Berlin Hi-Fi
Brooklyn, Kreuzberg, Casablanca. Versuchen Sie mal einen Punkt in der Mitte dieses Dreiecks zu finden, das diese nicht ganz unberüchtigten Orte bilden. Im Zweifelsfalle heilt dieser Ort Botanica. Eine Sammelstelle für vergessene Bohemiens aus den besten Tagen des Punk Noir, für Typen, denen man eher in Nick-Cave-Songs als den schäbigen Kneipen nebenan über den Weg laufen kann. Doch, so eine Band gibt es noch, aufgenommen hat sie ihr viertes Album in Brooklyn und mit Moses Schneider in Kreuzberg. „A Freestyle Kiss To Hedy Lamarr“ bringt Casablanca ins Spiel, eine Ode an die schöne Hollywood-Actrice, der die Absage der Hauptrolle im Humphrey Bogart/Ingrid Bergman-Klassiker zugeschrieben wird. Berlin Hi-Fi wird schnell zu einem Spiel mit Zeiten und Orten. Bei Paul Wallfisch, dem Sänger, Organisten und Ex-Nomaden, weiß man wirklich nicht genau, ob er nur versehentlich aus dem Berlin der 70er Jahre (als diese Stadt noch „by the wall“ war) in den Kebab-Rock’n’Roll von Kreuzberg gefallen ist. Mit „I Desire“ hätte Wallfisch sofort eine Anstellung bei Roxy Music gekriegt – eine letzte große Ballade, die Männer aus dem Arm schütteln, die ihre Seele auf der Bühne zerfetzen. Wenn Wallfisch so in seinen Absinth-Phantasien hängt, die Orgel brüllt oder die Kapelle in Hochgeschwindigkeit zum Balkan-Feste aufspielt, leuchtet Botanica wie eine Enklave des Erhabenen im profanen Hier und Jetzt. Charakter hat das. Es wird ja leicht vergessen, daß New York nicht nur Adam Green und Julian Casasblancas, nicht nur Antifolk und Pro-Dancefloor ist. Im ewigen Gehuddel des gernegrünen Mythos hausen Oramolett und der Soundtrack zu all den Leben, die wir nur aus dem Kino kennen, einen Nachmittag lang aber auch selber gerne mal überstreifen möchten. Dafür gibt’s folgende Wertung: 4 Sterne
www.botanicaisaband.com
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